Zufriedenheit mit dem Chef für Arbeitnehmer wichtig

Bochum (dpa/tmn) – Nicht das Gehalt, die Arbeitszeiten oder die Höhe des Weihnachtsgelds entscheiden über die Zufriedenheit von Arbeitnehmern. «Am stärksten ins Gewicht fallen die Führungsfähigkeiten der Vorgesetzten», sagte Rüdiger Hossiep von der Ruhr-Universität Bochum.

Ganz eindeutig sei, dass Arbeitnehmer umso zufriedener mit ihrer Stelle sind, je positiver sie ihren Chef einschätzten, erläuterte der Psychologe die Ergebnisse einer neuen Studie, bei der 3500 Teilnehmer zum Führungsverhalten ihres Chefs befragt wurden. «Und das ist in der Wahrnehmung der Mehrzahl der Arbeitnehmer unter aller Kanone», sagte Hossiep.

So gaben nur 20 Prozent der Studienteilnehmer an, mit ihrem Vorgesetzten zufrieden zu sein, 56 Prozent waren unzufrieden. Umfragen von Meinungsforschungsinstituten haben schon häufig ähnliche Werte geliefert. Deren Aussagekraft müsse aber bezweifelt werden, sagte Hossiep. «In der Form wie jetzt ist das bisher noch nie wissenschaftlich untersucht worden.» Die nun ermittelten Daten seien eindeutig.

Manager- und Vorgesetzten-Bashing sei derzeit zwar «in», wer nur kritisiert, mache es sich aber etwas einfach: «In der weltweiten Krise wächst der Druck noch, auch auf die Vorgesetzten», sagte Hossiep. Betroffen ist keine kleine elitäre Minderheit: «Inzwischen hat in Deutschland jeder siebte einen Führungsauftrag.» Viele davon seien in einer «Sandwich-Position» – das heißt, sie seien einerseits Vorgesetzte, andererseits selbst Geführte. Hinzu komme, dass immer mehr Jüngere ohne vorherige Führungserfahrung auf einer Stelle mit entsprechender Verantwortung landen.

Oft stolpern Mitarbeiter in Führungsaufgaben hinein: «Die Firmen haben in den vergangenen Jahren an der Ausbildung für Führungskräfte gespart», kritisierte Hossiep. «Und wenn es Weiterbildungen gibt, dann geht es oft um reine Führungstechniken.» All das seien Gründe dafür, dass Vorgesetzte in Deutschland ihren Führungsaufgaben oft ungenügend nachkämen. «Vielleicht sind es allerdings zum Teil auch irreal hohe Erwartungen, die an Führungskräfte gestellt werden.»

Einige Großunternehmen seien dazu übergegangen, die Leistung von Führungskräften auch von deren Mitarbeitern bewerten zu lassen. «Schließlich ist es auch für sie wichtig, zufriedene Mitarbeiter zu haben», sagte Hossiep. «Bei solchen Buttom-up-Bewertungen – von unten nach oben – sind dann zum Teil Coachings für die Vorgesetzten üblich, die bestimmte Werte unterschreiten», erläuterte der Psychologe, der lange Zeit als Personalberater gearbeitet hat.