Zwischen Bac und CDI: Arbeiten in Frankreich

Paris (dpa/tmn) – Lust auf Tapetenwechsel, Lust auf neue Herausforderungen: Es gibt viele Gründe, einen Job im Ausland zu suchen. Doch schon in Nachbarländern ist oft vieles ganz anders, wie an Frankreich mit gesetzlichem Mindestlohn und 35-Stunden-Woche zu sehen ist.

Deutsche können in Frankreich jede Arbeit annehmen – bis auf bestimmte Stellen im öffentlichen Dienst. Eine Aufenthaltserlaubnis ist für EU-Bürger nicht mehr verpflichtend, wird aber teilweise noch verlangt. Wichtig sind gute Französischkenntnisse: Ohne diese seien die Möglichkeiten sehr eingeschränkt, als Deutscher in Frankreich zu arbeiten, sagt Catherine Cotting von der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer in Paris (CFACI).

Bei der Bewerbung sind einige Unterschiede zu beachten: Anders als in Deutschland wollen französische Firmen statt vollständiger Bewerbungsmappen meist erst nur Anschreiben und Lebenslauf sehen. Das heißt nicht, dass auf Diplome und Qualifikationen wenig Wert gelegt würde: «Diplome spielen in Frankreich insgesamt eine große Rolle», sagt Cotting. Das gelte besonders für Berufseinsteiger. «Das sieht man ganz deutlich in den Anzeigen: Bac+2, +3, +4 sind Angaben, die in den Anforderungsprofilen immer wieder vorkommen.»

Dahinter verbirgt sich die Angabe der Ausbildung nach dem «Bac», dem Abitur, in Studienjahren. Erwartet ein Arbeitgeber in Frankreich mindestens «Bac+2» oder «Bac+3», entspricht das einem abgeschlossen Bachelor oder Vordiplom. Die deutschen Diplome selbst im Lebenslauf zu übersetzen sei riskant, warnt Cotting. Besser sei es, die deutsche Bezeichnung beizubehalten und eine Erklärung hinzuzufügen, oder bei den zuständigen Behörden nach einer Übersetzung zu fragen.

Weitere gängige Abkürzungen in Jobanzeigen sind CDI (Contrat à durée indéterminée) für eine unbefristete Stelle oder CDD (Contrat à durée déterminée) für eine befristete. Ist der Job im «IDF», geht es um einen Arbeitsplatz im Pariser Großraum (Ile de France).

Franzosen verlassen das Büro tendenziell später, erklärt Cotting: «Es wird weiterhin gern gesehen, wenn man relativ lange bleibt.» Der Arbeitstag, vor allem in Paris, wo die Menschen im Schnitt 45 bis 60 Minuten zur Arbeit fahren, fange aber auch oft später an. Und die 35-Stunden-Woche bedeutet oft nicht, dass man kürzere Arbeitstage hat: «Die große Mehrheit der Unternehmen hat sich für einen Ausgleich durch freie Tage entschieden», erklärt Cotting.

Tendenziell verdienen Arbeitnehmer in Frankreich weniger als in Deutschland, wie Statistiken des Europäischen Datenservice zeigen. Eine Besonderheit ist der allgemein garantierte gesetzliche Mindestlohn. Derzeit liegt er bei 1321 Euro Brutto im Monat (8,71 Euro pro Stunde) bei einer 35-Stunden-Woche. Das durchschnittliche Monatsgehalt in der Privatwirtschaft betrug im Jahr 2006 brutto 2583 und netto 1941 Euro, wie das französische Nationalinstitut für Statistik und Wirtschaftsstudien errechnet hat.

Große Unterschiede bei den Löhnen gibt es in Frankreich zwischen den Regionen. In Paris und Umgebung, wo insgesamt rund 11,6 Millionen Einwohner leben, verdienen die Menschen mehr als in der Provinz. Das Durchschnittsgehalt liege dort um etwa 20 bis 30 Prozent höher als im restlichen Frankreich, so die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade and Invest GmbH in Köln.