Zwischen Uni und Kita: Tipps fürs Studium mit Kind

München/Berlin (dpa/tmn) – Auf dem Schreibtisch stapeln sich die ungelesenen Bücher, und das Referat ist immer noch nicht fertig. Wenn dann auch noch der kleine Sohn krank wird, ist für junge Mütter das Chaos perfekt.

«Studieren mit Kind ist nicht einfach, sondern eine große Herausforderung», sagt Sonja Simnacher vom Studentenwerk München. «Es erfordert eine Menge Planung, Organisation und Einsatz.»

Viele schreckt diese Doppelbelastung ab: Bundesweit haben nur sieben Prozent der Studenten ein Kind, wie das Deutsche Studentenwerks in Berlin ermittelt hat. Auch hält nur gut die Hälfte der studierenden Mütter und Väter das Pauken mit der Kinderbetreuung für vereinbar. Und sie unterbrechen ihr Studium viermal häufiger als Kommilitonen ohne Kind – viele brechen sogar ganz ab.

Doch mit Kind zu studieren ist durchaus möglich, wie die zweifache Mutter Christiane Flämig aus eigener Erfahrung weiß. Die 33-Jährige studiert an der Freien Universität Berlin. «Ich musste dafür aber einiges verändern, vor allem an meinem Arbeitsverhalten», sagt sie. Früher habe sie vieles auf den letzten Drücker geschrieben und oft nachts gearbeitet – das geht mit den Kindern nicht mehr.

Die Organisation des Studiums ist für Studenten mit Kind entscheidend. «Wichtig ist die Kinderbetreuung», sagt Aline Garz aus Leipzig, die das Internetportal www.studentenkind.de ins Leben gerufen hat. «Viele Hochschulen und Institute bieten Kita-Plätze für die Kinder von Mitarbeitern und Studenten an.» Doch die Nachfrage ist oft größer als das Angebot und die Wartelisten häufig sehr lang.

Andere Kinderbetreuungsangebote sind meist einfacher zu bekommen, doch auch sie haben Nachteile: «Wer abends zu einer Vorlesung oder am Wochenende zu einem Seminar will, bekommt Probleme, weil Kitas und Kindergärten meist nur tagsüber an den Werktagen geöffnet haben», erzählt Garz. Schwierig wird es auch, wenn der Babysitter kurzfristig absagt und sich auf die Schnelle kein Ersatz findet. «Gerade in solchen Fällen haben sich Initiativen von betroffenen Studenten bewährt», sagt Garz. Daher sei es sinnvoll, an der Hochschule nach solchen Angebote zu fragen oder sie selbst zu gründen.

Studenten mit Kind haben Anspruch auf Kinder- und Elterngeld. Während es beim Kindergeld feste Sätze gibt, richtet sich die Höhe des Elterngeldes nach dem bisherigen Einkommen. «Wer studiert und bislang kein festes Einkommen hatte, bekommt mindestens 300 Euro», erläutert Simnacher. Geringverdiener, die keinen Anspruch auf Sozialgeld haben, können einen sogenannten Kindergeldzuschlag beantragen. Bafög-Empfänger bekommen darüber hinaus einen Kinderbetreuungszuschlag. In einigen Bundesländern wie Bayern werden Studenten mit kleinen Kindern auch von den Studiengebühren befreit.

Wer voraussehen kann, dass er wegen des Kindes für eine längere Zeit vom Studium pausieren muss, sollte das auch tun. «Dafür kann man Urlaubssemester nehmen, von denen einem meist zwei zustehen», erklärt Beraterin Simnacher. Da diese Zeit aber nicht immer ausreicht, können Studenten außerdem oft eine Art Elternzeit von bis zu sechs Semestern in Anspruch nehmen. Währenddessen können Studenten oft auch Scheine machen, sind aber nicht die ganze Zeit mit dem Studium beschäftigt.

Auch Christiane Flämig legte nach den beiden Geburten jeweils eine Pause ein. Mit der Unterstützung ihres Freundes absolvierte sie dann aber nach und nach ihre Prüfungen und steht nun kurz vor ihrem Abschluss. Im Rückblick kann sie der stressigen Zeit sogar etwas Gutes abgewinnen: «Ich bin sehr stolz darauf, dass ich das Studium durchgezogen habe und dass wir das als Familie geschafft haben.»