Bildungsexperten fordern bundesweites Kernabitur bis 2018

In Deutschland soll es nach Vorstellung führender Bildungsforscher bis zum Jahr 2018 ein gemeinsames Kernabitur geben.

Dieses soll bundesweit einheitliche Prüfungen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch umfassen, schlägt der Aktionsrat Bildung in einem am Mittwoch in München veröffentlichten Gutachten vor. Mit einem solchen Kernabitur werde eine einheitlich hohe Qualität der Abiturleistungen in Deutschland gesichert und für eine bessere Vergleichbarkeit der Prüfungen gesorgt. So werde der Hochschulzugang gerechter gestaltet.

Die gemeinsamen Prüfungselemente sollen dem Konzept zufolge zehn Prozent der Abiturnote ausmachen. Damit werde einerseits ein vergleichbarer Standard sichergestellt und andererseits den Bundesländern und Schulen weiter Raum für Flexibilität und Schwerpunktsetzungen überlassen, hieß es.

Der Aktionsrat Bildung ist ein unabhängiges Expertengremium, das vom Präsidenten der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, geleitet wird. Initiiert wurde der Rat von Randolf Rodenstock, dem Präsidenten der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft.

Philologenverband und Spaenle gegen Multiple-Choice-Tests

Der Deutsche Philologenverband äußerte sich kritisch: Bei einem geplanten Ergebnisanteil von zehn Prozent stehen Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis, sagte der Verbandsvorsitzende Heinz-Peter Meidinger. Auch die vom Aktionsrat angedachten Multiple-Choice-Tests lehnt Meidinger ab: Es graut mir vor dem Gedanken, ein Deutsch-Abitur in Form einer Führerscheinprüfung zu konzipieren.

Auch Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hält nichts vom Multiple-Choice-Verfahren. Für mich stellt das Abitur viel mehr dar als das reine Abfragen von Wissen. Insgesamt begrüße er aber das Streben nach einer vergleichbaren Abiturprüfung. Bayern sei bereits mit anderen Bundesländern auf dem Weg dorthin. 2014 würden Schüler in sieben deutschen Ländern erstmals gemeinsam gestellte Abituraufgaben lösen.

Vergleichbarkeit soll Mobilität fördern

Nach Rodenstocks Worten ist mehr Vergleichbarkeit bei den Abschlüssen Voraussetzung dafür, dass Schüler und Studenten mobiler sein könnten. Bereits 2015 werden in Deutschland mehr als drei Million Fachkräfte fehlen, sagte er. Daher sei Mobilität immer wichtiger, um auch die Fachkräftelücke zu schließen.

Von einem gemeinsamen Kernabitur kann nach Ansicht von Rodenstock das Signal ausgehen, dass die Länder in der Lage seien, in wichtigen Fragen zu kooperieren. Wir müssen den Bildungsföderalismus wieder salonfähig machen, sagte Rodenstock.