Bildungspaket gegen Lehrermangel

Nach monatelangem Ringen hat sich die schwarz-gelbe Koalition in Sachsen auf ein Maßnahmenpaket gegen den drohenden Lehrermangel geeinigt.

Zentrale Elemente sind die Aufstockung der Studienplätze für das Lehramt sowie mehr Referendarstellen, wie die Staatsregierung am Mittwoch mitteilte. Im Ergebnis soll es bis 2015 insgesamt 2.200 Neueinstellungen geben.

Die Mehrkosten für den sächsischen Haushalt belaufen sich nach Angaben von Finanzminister Georg Unland (CDU) auf etwa 200 Millionen Euro. Woher die Gelder kommen, soll in den Verhandlungen für die nächsten Haushalte geklärt werden. Kultusminister Roland Wöller (CDU) sagte, das Geld zur Sicherung der sächsischen Bildungsqualität sei gut investiert.

Als erste Initiative soll es künftig nicht mehr nur 1.000, sondern 1.700 Plätze für Studienanfänger im Lehramt geben. Auch die Qualität der Lehrerausbildung soll verbessert werden, in dem eine Lehrerexzellenzinitiative ins Leben gerufen wird. Dafür ist die Gründung eines Bildungs-Campus’ Sachsen geplant, der von der Leipziger Universität geleitet wird.

Die Zahl der Referendarstellen soll ab dem Schuljahr 2012/2013 erhöht werden. Innerhalb von drei Jahren sollen dann jährlich bis zu 2.050 Stellen für Berufsanfänger geschaffen werden. Im aktuellen Schuljahr sind es noch 900 Ausbildungsplätze. Etwa 100 Referendare bekommen jährlich eine Übernahmegarantie, die für Grund-, Mittel-, Berufs- und Förderschulen gelten soll.

Bessere Perspektiven für einen festen Job im sächsischen Schulsystem will die Staatsregierung auch darüber hinaus schaffen. Als Beleg dafür soll es bis 2015 etwa 2.200 Neueinstellungen geben – mehr als doppelt so viele wie bislang geplant. Nach Angaben von Wöller kann damit die Zahl der in den Ruhestand gehenden Lehrer kompensiert werden.

CDU und FDP loben ihren Kompromiss

Seit dem Sommer hatte sich der Koalitionsausschuss von CDU und FDP mit dem drohenden Lehrermangel beschäftigt. Da bis 2020 rund 7.800 Lehrer aus Altersgründen ausscheiden, hatten Bildungsgewerkschaften und Oppositionspolitiker immer wieder zur Eile gemahnt. CDU-Fraktionschef Steffen Flath nannte die Einigung nun einen tragbaren Kompromiss, der sich allerdings aufgrund seines Finanzvolumens von 200 Millionen Euro spürbar auf die kommenden Haushaltsverhandlungen auswirken werde. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Holger Zastrow bezeichnete den Kompromiss als umfassendes Paket zur Bekämpfung des Lehrermangels.

Kritik kam hingegen von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Das Bildungspaket schmelze bei näherem Hinsehen zu einem sehr kleinen Päckchen zusammen, sagte GEW-Landesvorsitzende Sabine Gerold. Vor allem die Zahl der Neueinstellungen ist der Gewerkschaft nicht genug. Bei 8.000 ausscheidenden Lehrern bis 2020 und nur 2.200 Neueinstellungen in den kommenden vier Jahren sei kein Zuwachs zu erkennen, sagte Gerold.

Der Vorsitzende der Linkefraktion, André Hahn, bezweifelt, dass die zusätzlichen Stellen überhaupt ausgefüllt werden können. Dafür seien die Lehrerarbeitsplätze angesichts einer niedrigeren Bezahlung als in anderen Bundesländern eindeutig zu wenig attraktiv. Auch die Grünen forderten eine bessere Bezahlung sowie grundlegendere Reformen, sagte Bildungsexpertin Annekathrin Giegengack. Die SPD kritisierte, dass die Finanzierung der Vorhaben noch nicht gesichert sei.