Diskriminierung an Schulen und Hochschulen

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) legte eine Studie vor, derzufolge Kinder mit Migrationshintergrund, Behinderung und anderer sexueller Orientierung unter Diskriminierung leiden.

Der Bericht der Antidiskriminierungsstelle

Die ADS hat den Auftrag, der Bundesregierung alle vier Jahre Berichte über Benachteiligungen vorzulegen. Im diesjährigen 450-seitigen Bericht der ADS wurde erstmals ganz ausführlich untersucht, wie sich Diskriminierung auf Bildung und Arbeit auswirkt. Die ADS stellt die aktuelle Situation dar, schlägt Handlungsmöglichkeiten vor und spricht Empfehlungen aus. Diese richten sich an die Politik, Bildungsinstitutionen und Arbeitgeber.

Die Ergebnisse des Berichts

Ausgrenzung aufgrund von Homosexualität, der ethnischen Herkunft oder des Gesundheitszustandes steht an deutschen Bildungsinstituten demnach auf der Tagesordnung. Diskriminierung findet laut Bericht in allen Bildungsbereichen statt. So fühlt sich mittlerweile jeder vierte Schüler oder Student mit Migrationshintergrund diskriminert. Auch sechs Prozent der jungen Menschen mit Behinderung geben an, Benachteiligungen erlebt zu haben. Ebenso sehen sich Homosexuelle Beleidigungen ausgesetzt. Dabei ist es alltäglich, dass sich nicht nur Schüler und Studenten untereinander ausgrenzen; Benachteiligungen finden auch seitens der Lehrkörper statt.

Die sogenannte subtile Diskriminierung in Form von Beleidigungen ist schon lange bekannt. Beleidigende Worte wie “Schwuchtel”, “Homo”, “Hartzen”, “Zwangsverheiratete” oder “Neger” sind heute fester Bestandteil der Alltagssprache auf Schulhöfen.

Egal ob Schüler oder Student, ein vermeintlich fremder Name kann schon zu Diskriminierung führen, da irrtümlich angenommen wird, dass diese Person beispielsweise der deutschen Sprache nicht mächtig ist. Dies kann zu Problemen bei Hochschulzulassungen oder einer wissenschaftlichen Karriere führen.

Im ausführlichen Bericht der Antidiskriminierungsstelle ist auch von struktureller Diskriminierung zu lesen. Hierbei geht es um die nicht Gleichbehandlung aufgrund von Vorurteilen. So kommt es bei Gymnasialempfehlungen häufig zu diskriminierende Entscheidungen. Wenn zwei Kinder die gleichen Noten haben, wird oft zum Nachteil des Kindes mit Migrationshintergrund entschieden. Schüler und Studenten, die im Bildungsalltag Diskriminierung erleben, leiden oft an geringem Selbstwertgefühl und mangelnder Motivation. Dies führt nicht selten zu Beeinträchtigungen der Leistungen.

Die Studie beleuchtet auch erschwerte Bedingungen für Eltern. Viele Eltern behinderter Kinder oder mit Migrationshintergrund haben Probleme, ihre Kinder in Schulen oder integrativen Einrichtungen anzumelden. Damit beginnt Diskriminierung schon bei den Eltern und im Kindergartenalter und zieht sich durch alle Bildungseinrichtungen bis hin zum Arbeitsplatz. Dort gibt es laut Bericht Probleme aufgrund von Geschlecht oder Alter in der Bewerbungsphase. Aber auch sexuelle Orientierung oder Religionszugehörigkeit bieten Angriffsfläche zu Diskriminierungen.

Empfehlungen der ADS

Der Bericht, der dem Bundestag am 13.08.2013 vorgelegt wurde, fordert unter anderem die Einrichtung unabhängiger Beratungs- und Beschwerdestellen. So können sich Betroffene mit Benachteiligungserfahrungen an Schulen und Hochschulen Unterstützung suchen und erhalten sofort “niederschwellige Hilfe”, d.h. Opfer erhalten schnell und unkompliziert Rat. Beschwerdestellen an Hochschulen würden laut Studie auch dazu führen, dass Opfer sich  geschützter fühlen, da ihre Probleme erkannt und anerkannt werden.

Desweiteren fordert die ADS einen schnellen Diskriminierungsschutz in den Landesbildungsgesetzen. Außerdem können neue oder erneuerte Schulbücher Aufklärungsarbeit zu Themen wie Homosexualität oder Religion leisten.

In der Berufswelt muss ebenso viel geleistet werden. Beschwerdestellen müssen laut ADS ausgebaut werden. Anonymisierte Bewerbungen, die in der ersten Phase Name, Alter und Geschlecht dem Arbeitgeber nicht bekannt geben, haben in Tests zu ersten guten Ergebnissen geführt.  

Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes macht deutlich: „Deutschland kann es sich langfristig nicht leisten, ganze Gruppen von Schülerinnen und Schülern am Bildungserfolg nicht chancengerecht teilhaben zu lassen. Gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung braucht Deutschland jeden qualifizierten Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung, Geschlecht, Behinderung, aber auch sozialer Herkunft “. Auch aufgrund des drohenden Mangels an qualifizierten Arbeitskräften, sollte man sich Vielfalt zunutze machen. Unternehmen sollten sich mehr an Qualifikation und Leistung orientieren, anstatt sich von Hautfarbe und sozialer Herkunft, Behinderung oder anderer äußerer Faktoren leiten zu lassen.