Gedenktafeln für Opfer des Winnender Amoklaufs auf Schulgelände geplant

Drei Jahre nach dem Amoklauf von Winnenden ist der Streit über den Ort der Erinnerung an die Opfer beendet.

Steintafeln mit den Namen aller Opfer sollen in das Blumenbeet vor dem Haupteingang der Albertville-Realschule eingelassen werden. Das hätten Eltern, Lehrer und Schüler beschlossen, sagte der Schulleiter Sven Kubick am Montag.

Am 11. März 2009 hatte ein 17-Jähriger in der Realschule und anschließend bei seiner Flucht 15 Menschen und dann sich selbst erschossen. Am Sonntag jährt sich die Gewalttat zum dritten Mal, in der Stadt wollen wieder Tausende Menschen der Opfer gedenken.

Der Ort für die Gedenktafeln an der Schule war umstritten. Einige Lehrer wollten nicht jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit an das Massaker erinnert werden, sagte Kubick. In dem Blumenbeet seien die Gedenktafeln jedoch nur für den sichtbar, der an das Beet herantrete.

Für jedes Opfer eine Tafel

Wir sind froh, dass wir jetzt eine gute Lösung gefunden haben, zusammen mit den Eltern der Opfer, sagte der Rektor. Er räumte jedoch ein, dass nicht alle Beteiligten zufrieden seien. Es ist immer nur eine Mehrheit, es werden nie alle sein. Die Tafeln waren bereits wenige Tage nach dem Amoklauf angefertigt worden. Auf jeder Tafel ist ein Name zu lesen, auch eines getöteten Mitarbeiters des Zentrums für Psychiatrie wird an der Schule gedacht.

Neben den Gedenktafeln an der Schule soll es eine weitere, öffentlich zugängliche Gedenkstätte geben. Am Dienstag will der Gemeinderat der Stadt Winnenden darüber beraten, wie Bürgermeister Hartmut Holzwarth (CDU) am Montag sagte. Bislang sei der Stadtgarten der einzige Vorschlag. Nach einer Entscheidung über den Ort werde eine Arbeitsgruppe aus Ratsmitgliedern, Jugendlichen und Angehörigen der Opfer überlegen, wie die Gedenkstätte aussehen könnte.

Stadt will 14 Millionen von Eltern des Täters

Holzwarth wiederholte am Montag seine Forderung nach Schadensersatz von den Eltern des Amokläufers. Die Kosten der Stadt beliefen sich auf rund 14 Millionen Euro, sagte er. Die Realschule sei umgebaut worden, die Schüler hätten in einer provisorischen Containerschule untergebracht werden müssen. Auch für die Unterkunft der Psychologen und Notfallseelsorger sei die Stadt aufgekommen. Außerdem wolle die Stadt den Eltern die Organisation des Gedenktages ein Jahr nach dem Amoklauf in Rechnung stellen.

Der Vater des Täters war im Februar 2011 vom Stuttgarter Landgericht wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt worden. Auf Grundlage dieses Urteils hoffen bereits zahlreiche Opfer und Hinterbliebene auf Schadenersatz.

Laut Holzwarth ist die Stadt verpflichtet, den entstandenen Schaden einzuklagen. Zudem sei es nur schwer zu vermitteln, dass der Steuerzahler die Folgekosten übernimmt. Die Stadt Winnenden habe von Bund und Land acht Millionen Euro an Hilfe erhalten. Sollten die Anstrengungen der Stadt Erfolg haben, werde man entsprechend Geld zurückzahlen, sagte der Bürgermeister.

Die Stadt sei bereits in Kontakt mit den zwei Versicherungen der Eltern. Die Eltern stritten jedoch ab, für die Kosten verantwortlich zu sein, sagte Holzwarth. Dass die Ansprüche der Stadt den Forderungen von Angehörigen entgegenstehen, glaubt er nicht. Für Personen- und Sachschäden gebe es bei Versicherungen unterschiedliche Deckungssummen. Ein erfolgreicher Schadensersatzanspruch der Stadt gehe somit nicht vom Geld ab, das zur Entschädigung der Angehörigen zur Verfügung stünde.