GEW beklagt Unterrichtsausfall

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft warnt vor einer dramatischen Zunahme des Unterrichtsausfalls.

Allein im Schuljahr 2010/2011 seien in Sachsen-Anhalt mehr als eine Million Stunden, etwa zehn Prozent, nicht planmäßig erteilt, also ausgefallen, vertreten oder anders als geplant abgehalten worden, teilte GEW-Landeschef Thomas Lippmann am Mittwoch in Magdeburg mit und berief sich auf Statistiken des Kultusministeriums. Dies hänge mit dem krankheitsbedingten Ausfall der Lehrer zusammen.

202.000 Unterrichtsstunden ganz ausgefallen

Im Gegensatz zur Bildungsgewerkschaft sieht Sachsen-Anhalts Kultusministerium den Unterrichtsausfall auf sehr niedrigem Niveau. Durch Vertretungen sei in den meisten Fällen der Unterricht sichergestellt worden, betonte Kultusstaatssekretär Jan Hofmann. Seinen Angaben zufolge standen im Schuljahr 2010/11 in Sachsen-Anhalt knapp 11,3 Millionen Unterrichtsstunden auf dem Stundenplan. Tatsächlich seien in allen Schulformen 202.000 Stunden ganz ausgefallen, was einer Quote von 1,8 Prozent entspreche.

Hofmann verwies auf eine überdurchschnittlich gute Unterrichtsversorgung von 105,2 Prozent an den öffentlichen allgemein bildenden Schulen. Damit könne in den meisten Fällen eine Vertretung sichergestellt werden, sagte er.

Mehr Erkrankungen registriert

Lippmann sagte, allein der Anteil der langzeiterkrankten Lehrer habe sich in den vergangenen sieben Jahren mehr als verdoppelt und liege jetzt bei 1,8 Prozent. Ursachen seien insbesondere die Überalterung des Lehrpersonals und die ständig wachsenden Anforderungen.

Das Kultusministerium erklärte, es nehme die gesundheitlichen Belastungen im Lehrerberuf sehr ernst und biete verschiedene Maßnahmen zur Linderung an. Dazu gehörten arbeitsmedizinische Betreuung oder Fortbildungen zu Gewalt an Schulen, Mobbing, Stress und Burnout.

Statistisch gesehen gebe es im Schnitt an jeder Schule des Landes nur einen Pädagogen unter 40 Jahren, kritisierte Lippmann. Es fehlten anderthalb bis zwei Generationen unter den Lehrern. Die Kinder treffen nicht auf junge Leute und werden fast nur von Omas und Opas gebildet. Da habe die Pädagogik auch ihre Grenzen.

600 Neueinstellungen gefordert

Die GEW erwartet eine dramatische Zuspitzung der Situation. Der bisherige Einstellungskorridor von 200 Lehrern sei zu gering und könne die Entwicklung nicht bremsen, sagte Lippmann. Es würden aber 600 Neueinstellungen pro Jahr gebraucht.

Matthias Höhn von der Linke-Fraktion sagte, die Zahlen zum Unterrichtsausfall und zur Lehrergesundheit seien alarmierend und würden in den nächsten Jahren nicht von selbst besser. Mit ihrem Personalkonzept spare die Landesregierung die Schulen kaputt, kritisierte auch Grünen-Fraktionschefin Claudia Dalbert.