GEW geht die Einführung der Gemeinschaftsschule zu schnell

Das Vorgehen von Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) bei der Einführung der Gemeinschaftsschule hält die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft für überstürzt.

GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz sagte im Interview mit Nachrichtenagentur dapd, die Gewerkschaft unterstütze die Reformvorhaben der Landesregierung. Diese dürften aber nicht durch ein überhastetes Vorgehen gefährdet werden. Auch ist das Rahmenkonzept des Kultusministeriums für die Gemeinschaftsschule aus ihrer Sicht noch nicht konkret genug.

Moritz mahnte, die Landesregierung solle im kommenden Schuljahr lieber mit wenigen Vorzeigeschulen an den Start gehen anstatt mit 30. Das können im Grunde nur die Schulen sein, die schon heimlich unter der alten Landesregierung, als man es eigentlich nicht durfte, an solchen Konzepten gearbeitet haben, sagte sie.

Schulen mit weniger Erfahrung bräuchten mehr Zeit, um sich vorzubereiten, und dürften nicht ins kalte Wasser geworfen werden. Ich bin sehr zufrieden wenn es nicht 30 sind, sondern nur 10 und diese dann ein gutes Konzept haben. 2013 könnte dann die Zahl der Schulen bei 50 liegen. Diese müssten allerdings spätestens an Pfingsten 2012 erfahren, dass sie dann im Schuljahr 2013/14 starten könnten.

Das Kultusministerium müsse auch noch Konzepte für die Lehrerfortbildungen entwickeln und dafür Geld bereitstellen. Wenn dann schon im September der Unterricht starten soll, wird das verdammt eng. Deswegen sollte man im Schuljahr 2012/2013 nur mit den Schulen starten, die es eigentlich schon können und nicht mit denen, die das Funktionieren einer Gemeinschaftsschule erst noch lernen müssen, sagte Moritz.

Sie erwartet von der Ministerin zudem, dass diese bis zum Frühjahr ihr Konzept für die Gemeinschaftsschule konkretisiert. Die Kriterien, nach denen eine Gemeinschaftsschule genehmigt wird, sind noch nicht transparent, sagte sie. Auch, was im konkreten Unterrichtsalltag die Gemeinschaftsschule ausmache, sei noch nicht definiert. Da muss noch Butter bei die Fische, sagte Moritz. Ungeklärt sei, wie Noten vergeben würden, wie versetzt werde und welcher Bildungsplan tatsächlich zugrunde gelegt werde.

Die GEW warnt zudem davor, erst später Gymnasiallehrer an die Gemeinschaftsschulen zu holen. Die Eltern von Kindern mit Gymnasialempfehlung werden misstrauisch, wenn es noch gar keinen Gymnasiallehrer an der Schule gibt, sagte sie. Auch halte sie es für ein falsches Signal zu sagen, bis zur Entwicklung eines neuen Bildungsplans werde an der Gemeinschaftsschule auf Grundlage des Realschul-Bildungsplans unterrichtet. Dies sei ein gefundenes Fressen für Kritiker. Es entstehe der Eindruck, es werde nivelliert.