GEW wirft Landesregierung Fehler bei Bildungsreformen vor

Die grün-rote Landesregierung begeht bei der Umsetzung von Bildungsreformen aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) handwerkliche Fehler.

Ich bin mit der handwerklichen Umsetzung vieler Reformen unzufrieden, sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz am Montag in Stuttgart. Zudem kritisierte sie wenige Tage vor der Landesdelegiertenversammlung der GEW die zu langsame Umsetzung vieler Reformen. Bei dem Gewerkschaftstreffen will Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) laut Moritz über Einsparungen im Bildungsbereich sprechen.

Als Beispiel für handwerkliche Fehler nannte Moritz das parallele Angebot des acht- (G8) und neunjährigen Gymnasiums (G9). Die Landesregierung hatte im Dezember beschlossen, dass das G9 an 44 Schulen im Land wieder eingeführt wird. Moritz kritisierte, dass das G9 an weniger Gymnasien angeboten werde als von Schulen gewünscht.

Einerseits werde mit dem G9 etwas aufgebaut, was von der Zahl her niemanden zufriedenstellt und auf Jahre wieder Unruhe in die Schule bringt. Andererseits lasse die Landesregierung das G8 unbefriedigend weiter bestehen. So fordert die Gewerkschaft etwa auf das Alter der Schüler abgestimmte Lehrpläne.

GEW nennt Fortschritt eine Schnecke

Moritz sagte weiter, der Koalitionsvertrag hat uns fast euphorisch gemacht, doch jetzt kommt eine gewisse Ernüchterung. Seit dem Start der Landesregierung vor rund einem Jahr habe es sehr klar positive Elemente wie die Einführung der Gemeinschaftsschule oder die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung gegeben. Allerdings sei der Fortschritt eine Schnecke.

Das liegt der Gewerkschafterin zufolge auch an zu geringen Ausgaben für Bildung. Gemessen an der Höhe der Ausgaben belege Baden-Württemberg unter den deutschen Flächenländern nur Platz zehn. Moritz forderte die Landesregierung auf, nicht auf Kosten des Nachwuchses zu sparen, sondern in Schulen und Hochschulen zu investieren.

Investitionen, Gemeinschaftsschule und weitere Themen sollen auch auf der Landesdelegiertenversammlung der GEW besprochen werden. Von Mittwoch (18. April) bis Freitag (20. April) treffen sich die Delegierten in Sindelfingen. Während der Versammlung soll auch die Spitze des Landesverbandes neu gewählt werden. Moritz kandidiert erneut für den Vorsitz. Die 56-Jährige steht seit 2008 an der Spitze des Gewerkschaft in Baden-Württemberg.

Bildungspolitische Grundsatzrede von Kretschmann

Erwartet wird bei der Versammlung am Freitag Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der eine bildungspolitische Grundsatzrede angekündigt hat. Moritz geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass der Politiker auch über Einsparungen im Bildungsbereich sprechen wird. Die GEW-Landeschefin will anschließend ihre Position zur Sprache bringen. Es wird Kontroversen geben, sagte die Landeschefin.

Zudem will Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) laut Moritz über die bildungspolitischen Schritte bis 2016 sprechen. Moritz sagte, die Ministerin werde wahrscheinlich bekannt geben, in welchen Bereichen gespart werden solle. Darum habe ich gebeten, erläuterte die GEW-Landeschefin.