Grüne verlangen eine bessere Förderung von Berufsschulen

Die bayerischen Landtags-Grünen wollen die Berufsschule mit umfangreichen Reformen stärken.

In einem am Donnerstag vorgelegten Positionspapier fordert die Fraktion neben ausreichend Personal eine früh einsetzende und kontinuierliche Berufsorientierung für die Schüler und eine Gliederung der Ausbildung in flexible Module. Das Kultusministerium bezeichnete das Papier als weithin überholt.

Grünen-Bildungsexpertin Simone Tolle verlangte, an allen Schulen im Freistaat bereits ab der siebten Klasse eine intensive Berufsorientierung zu ermöglichen. Nötig sei ein fester Ansprechpartner der Schule über die Ausbildung bis zum Arbeitsplatz. Tolle führte zur Begründung an, dass mehr als ein Fünftel der Lehrlinge ihre Ausbildung abbrechen, die meisten noch im ersten Jahr. Andererseits liege der Anteil der sogenannten Altbewerber, die seit mindestens einem Jahr eine Lehrstelle suchten, bei einem Drittel. Für sie schlagen die Grünen unter anderem ein sogenanntes Berufsqualifizierungsjahr vor.

Ausbildung in unterschiedlichen Geschwindigkeiten

Zudem soll nach den Vorstellungen der Grünen die Ausbildung in Module eingeteilt werden. Auf diese Weise könnte die Ausbildung je nach Leistungsfähigkeit in unterschiedlichen Geschwindigkeiten durchlaufen werden. Tolle schlug zudem vor, dass Lehrlinge in ähnlichen Ausbildungsrichtungen möglichst lange gemeinsam unterrichtet werden und erst spät eine Aufsplittung in verschiedene Zweige erfolgt.

Die Grünen verwiesen unter anderem auf eine Prognose des Kultusministeriums, wonach in einzelnen Bezirken des Freistaats die Zahl der Berufsschüler bis zum Jahr 2020 um bis zu fast einem Drittel zurückgehe.

Zudem monieren sie den Unterrichtsausfall an Berufsschulen. Knapp 7.000 ausgefallene Wochenstunden allein im Schuljahr 2009/2010 seien ein Skandal, heißt es in dem Positionspapier. Weiter forderte Tolle mit Blick auf geplante Technikerschulen mehr Personal für die zusätzlichen Aufgaben.

Unterrichtsausfall bereits gesenkt

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) wies die Kritik zurück. Die Forderungen der Grünen seien veraltet. So sei etwa durch zusätzliche Planstellen und mehr Geld der Unterrichtsausfall im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent gesenkt worden. An den Beruflichen Oberschulen werde es zum Schuljahr 2012/2013 eine mobile Reserve geben. Die zusätzlich bereitgestellten Lehrkräfte könnten etwa Krankheitsvertretungen übernehmen.

Für die geplanten, 14 neuen Technikerschulen stünden 60 zusätzliche Lehrerstellen zur Verfügung, ergänzte Spaenle. Außerdem gehöre an allen allgemeinbildenden Schulen die Berufsorientierung in der Mittelstufe zu den zentralen Zielen. Die Schaffung und Ausgestaltung von Berufen sei Angelegenheit der Wirtschaft. Er unterstütze die Ansätze, einzelne Ausbildungsberufe zusammenzulegen. Für die so ausgebildeten Fachkräfte könnte sich, je nach Gewerbe, das Einsatzspektrum erweitern.