Opposition warnt vor übereilter Gymnasialreform

Die Opposition warnt die Staatsregierung vor übereilten Beschlüssen bei der Reform des achtjährigen Gymnasiums.

Was bis jetzt an Verbesserungen geplant sei, gehe an den eigentlichen Problemen weit vorbei, erklärte SPD-Bildungsexperte Martin Güll am Montag in München. Er kritisierte besonders das geplante Intensivierungsjahr für schwache Schüler der Mittelstufe. Dieses entbehre jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und sei in der Praxis nicht umsetzbar.

Güll sagte, die Schüler und Lehrer bräuchten mehr Ruhe und pädagogische Neuorientierung, aber kein unsinniges zusätzliches Schuljahr. Er fordere daher ein sofortiges Memorandum, bis wirklich alle Fakten geprüft sind und ein Konsens zwischen allen Beteiligten gefunden ist.

Am Nachmittag wollte sich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erneut mit Lehrer-, Eltern- und Schülervertretern treffen, um über Verbesserungen am Gymnasium zu sprechen.

Auch Grünen-Bildungsexperte Thomas Gehring betonte, pädagogische Fragen und die Probleme der Schüler ließen sich nicht einfach schnell wegreden. Gefragt sei vielmehr eine sorgfältige Überarbeitung der Lehrpläne. Dass Seehofer die Gymnasialreform selbst in die Hand genommen habe, zeige, dass Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) in Sachen Bildungspolitik nicht mehr tonangebend ist, sagte der Grünen-Politiker.

Am Dienstag erhalten 1,75 Millionen Schüler in Bayern ihre Zeugnisse. Mehr als 170.000 von ihnen schließen erfolgreich die Schule ab, wie das Kultusministerium in München mitteilte. Am Mittwoch beginnen für die Schüler und die 110.000 Lehrkräfte im Freistaat die Sommerferien. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) schätzt, dass in diesem Jahr – ähnlich wie 2011 – mindestens 30.000 Schüler in Bayern sitzen bleiben werden.