Planmäßiger Unterrichtsausfall ist in Rheinland-Pfalz gestiegen

Der planmäßige Unterrichtsausfall an allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt.

Der Wert sei mit 2,4 Prozent aber immer noch gut vertretbar, sagte Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) bei der Vorstellung der Schulstatistik für das laufende Schuljahr am Mittwoch in Mainz. Opposition und Lehrergewerkschaften kritisierten hingegen die rot-grüne Bildungspolitik.

Ahnen räumte jedoch Handlungsbedarf vor allem an den Gymnasien ein. Dort sei der sogenannte strukturelle Unterrichtsausfall, also der von vorneherein in den Planungen berücksichtigte Ausfall von Stunden, mit 3,5 Prozent deutlich höher als bei anderen Schularten. Bei den Grundschulen gebe es mit 0,3 Prozent Ausfall dagegen beinahe eine Vollversorgung.

Schülerzahl leicht gesunken

Vorwürfen, die Statistik sei geschönt, da die Zahlen am 25. August und damit vor dem Auslaufen zahlreicher Vertretungsverträge im September erhoben worden seien, widersprach die Ministerin. Der Stundenumfang der Vertretungslehrer sei vom 16. August bis zum 1. November nur um 36 Vollzeitstellen zurückgegangen, sagte Ahnen. Der Vorwurf, Hunderte Verträge seien nicht verlängert worden, sei daher eine Falschbehauptung.

Laut Statistik besuchen im aktuellen Schuljahr 442.300 Kinder und Jugendliche im Land allgemeinbildende Schulen, 1,8 Prozent weniger als im Vorjahr. An den Grundschulen ging die Schülerzahl um 2,9 Prozent auf rund 141.400 zurück, an den Realschulen plus stieg die Zahl dagegen um 6,0 Prozent auf knapp 93.500. An den Gymnasien (rund 138.100) und Integrierten Gesamtschulen (rund 35.800) blieben die Zahlen nahezu konstant.

Dass die Ausfallquote trotz sinkender Schülerzahlen stieg, erklärte Ahnen mit pädagogischen Weiterentwicklungen, wie der Begrenzung der Klassenmesszahlen auf 20 Schüler in den Grundschulen. Zudem seien zusätzliche Stunden, die die Lehrer in den vergangenen Jahren hielten, in diesem Schuljahr an diese zurückgegeben worden.

Laut der bildungspolitischen Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Bettina Dickes, ist der Unterrichtsausfall deutlich höher als angegeben, da auch Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag als Unterricht gewertet und nicht mehr beschäftigte Vertretungslehrer weiter aufgeführt würden.

VBE fordert 1.000 zusätzliche Lehrkräfte

Auch Lehrerverbände reagierten mit Kritik auf die Statistik. Der Sparkurs der rot-grünen Landesregierung sei damit auch in der Bildungspolitik angekommen, sagte der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Johannes Müller. Er forderte die Einstellung von 1.000 zusätzlichen Lehrkräften.

Der Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Klaus-Peter Hammer, sagte, mit den aktuellen Lehrkräften könnten nur die Pflichtaufgaben erfüllt werden. Individuelle Förderung oder eine Verbesserung der Unterrichtsqualität sei dagegen nicht möglich. Der Landesvorsitzende des Realschullehrerverbands (VDR), Bernd Karst, kritisierte, dass bei manchen Schulen das Defizit der Unterrichtsversorgung deutlich über den angegebenen Zahlen liege.