In keinem anderen Bundesland gehen mehr Kinder und Jugendliche ganztags in die Schule als in Sachsen.
Mit einem Anteil von 73,3 Prozent nutzten drei von vier Schülern im Schuljahr 2010/2011 das Ganztagsangebot an ihrer Schule, wie eine am Dienstag in Gütersloh veröffentlichte Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab. Der Bundesdurchschnitt lag bei 28,1 Prozent. Das Schlusslicht bildete Bayern. Dort gingen nur 10,5 Prozent der Schüler ganztags zur Schule.
Auch beim Ausbau der Angebote war Sachsen Spitzenreiter. Mit einem Anteil von 96,5 Prozent stellte fast jede sächsische Schule ihren Schülern im Schuljahr 2010/2011 ein ganztägiges Angebot zur Verfügung. Im Bundesdurchschnitt tat dies mit 51,1 Prozent nur etwa jede zweite Schule. Am schlechtesten kam der Ausbau demnach in Sachsen-Anhalt voran. Mit 24,6 Prozent habe dort nicht einmal jede vierte Schule im Schuljahr 2010/11 Ganztagsangebote unterbreitet, hieß es.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der vor zehn Jahren mit massiven Bundesmitteln begonnene Ausbau der Ganztagsschulen in Deutschland insgesamt zwar vorangeht, es aber an übergreifenden Konzepten und Qualitätsstandards fehle. Der bisherige Ausbau sei mit seinen vielen unterschiedlichen Organisationsformen des Schulalltags eine Reise in die Zukunft ohne klares Ziel, hieß es.
334 Millionen Euro für den flächendeckenden Ausbau
Besonders große Möglichkeiten, das Lernen zu fördern, attestiert die Studie Ganztagsschulen mit einer Pflicht zum ganztägigen Unterricht. Auch hier wurde Sachsen von keinem anderen Land übertroffen. Derartige Ganztagsschulen besuchten 28,1 Prozent der sächsischen Schüler. Der Bundesdurchschnitt lag bei 12,7 Prozent.
In einer zweiten aktuellen Studie hat der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm für die Bertelsmann Stiftung berechnet, dass die Länder 9,4 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr investieren müssen, wenn alle Schüler ganztägig unterrichtet werden. Auf Sachsen würden dabei 334 Millionen Euro entfallen. Gegenüber den anderen Bundesländern sei diese Summe aber gering, hieß es. Der größte Teil dieser Zusatzkosten entfiele auf die Länder Nordrhein-Westfalen (2,0 Milliarden), Bayern (1,7) und Baden-Württemberg (1,4).