Schülerzeitungsredakteure nehmen Kultusminister in die Zange

Marode Schulen, drohender Lehrermangel und eine angeblich abgeschriebene Doktorarbeit: Die Themen, mit denen mehrere Dutzend Schülerzeitungsredakteure aus ganz Sachsen Kultusminister Roland Wöller (CDU) konfrontierten, waren durchaus brisant.

Seit langem fordern Schüler, Eltern und auch die Opposition im Landtag mehr Geld für die Sanierung maroder Schulen und die Einstellung weiterer Lehrer.

Ausgestattet mit Blöcken, Stiften und Aufnahmegeräten saßen die Jugendlichen dem Minister in einem Beratungsraum im Kultusministerium in Dresden gegenüber. Bereits in der Vergangenheit hatte es ähnliche Runden gegeben. Nach einer kurzen Aufwärmphase, bei der es um das Privatleben Wöllers ging, legten die potenziellen Nachwuchsjournalisten dann richtig los. Sie wollten wissen, was denn an dem Vorwurf dran sei, er habe in seiner Doktorarbeit abgeschrieben. Wöller verteidigte sich mit dem Hinweis, seine Doktorarbeit umfasse 420 Seiten mit etwa 1.870 Fußnoten. Die Arbeit habe er eigenhändig geschrieben, betonte der Minister, der eigenen Angaben zufolge selbst einmal Schülerzeitungsredakteur war.

Zwtl.: Fragen zur Doktorarbeit

Die Prüfungskommission hatte 2008 beanstandet, dass Wöller Teile eine Magisterarbeit ohne Quellenangabe in seine Doktorarbeit übernommen hatte. Der Minister verwies nun erneut darauf, dass die TU Dresden in einer ersten Überprüfung nicht von einer Täuschung gesprochen habe. Nun würden die alten Vorwürfe erneut überprüft. Da muss man das Ergebnis einfach abwarten, sagte Wöller.

Neben Wöllers Doktorarbeit interessierten sich die Jugendlichen auch für den drohenden Lehrermangel. Bis 2030 gehen dem Politiker zufolge drei Viertel aller sächsischen Lehrer in Rente. Wir brauchen junge Lehrer, sagte der Minister und nutzte die Gelegenheit für eine kleine Werbetour: Ich hoffe, viele von euch werden ein Lehramtsstudium ergreifen, toller Beruf. Er sagte weiter, die Zahl der Referendariatsplätze im Freistaat sei bereits massiv erhöht worden. Im kommenden Jahr sollen es mehr als 900 Plätze sein.

Zwtl.: Schüler bleiben kritisch

In der Fragerunde gab sich Wöller als Beschützer seiner mehr als 380.000 Kinder, also aller Schüler im Freistaat. Schüler sind keine Versuchskaninchen, sagte der Minister in Anspielung auf Bildungsreformen. Doch die Schüler blieben kritisch. Wie er denn über Probleme und Sorgen von Schülern Bescheid wissen könne, wenn er keine eigenen Kinder habe, wollte eine Schülerin wissen. Wöller verteidigte sich: Meine Nichten und Neffen halten mich auf dem Laufenden, zudem bekomme er viele Briefe von Schülern und besuche regelmäßig Schulen.

Wöller räumte ein, dass einige Schulen in relativ beklagenswertem Zustand seien. Er verwies aber auf Nachfrage einer Schülerin darauf, dass für die Sanierung der Schulgebäude die Kommunen zuständig seien. Immer wieder hakten die Schüler bei den verschiedenen Themen nach und zeigten damit, dass sie das Zeug zum professionellen Journalisten haben.