Schweden und Thüringen wollen in Schulpolitik voneinander lernen

Schweden und Thüringen wollen ihre Zusammenarbeit im Bildungsbereich vertiefen.

Vor allem beim Übergang zwischen Schule und Arbeitsmarkt kann uns das deutsche Bildungssystem wichtige Impulse liefern, sagte der schwedische Botschafter, Staffan Carlsson, am Mittwoch in Erfurt. In Schweden liege trotz des guten Bildungssystems die Jugendarbeitslosigkeit derzeit bei 20 Prozent.

Bildungsminister Christoph Matschie (SPD) warb noch einmal für das längere gemeinsame Lernen. Schweden sei unter anderem aufgrund der gemeinsamen Grundschulzeit von neun Jahren ein Vorbild für Thüringen. Auch die individuelle Förderung der Schüler in den skandinavischen Ländern sei beispielhaft. In der maßgeschneiderten Unterstützung liege derzeit das größte Potenzial für Arbeitgeber im Freistaat.

Nach Ansicht der Grünen könne Thüringen vor allem vom Gleichstellungsgrundsatz an schwedischen Schulen lernen. Die schwedische Gesetzgebung garantiere, dass alle Kinder ungeachtet ihres Geschlechts, ihres Wohnorts oder sozioökonomischer Faktoren gleichen Zugang zu Bildung haben müssen. Davon ist unsere Realität meilenweit entfernt, sagte Grünen-Bildungsexpertin Astrid Rothe-Beinlich. In Schweden stehe die individuelle Förderung im Mittelpunkt der Schulpolitik.

Das Schulwesen in Schweden ist zentral organisiert, für alle Schüler ist eine neunjährige gemeinsame Grundschulzeit in einer Ganztagsschule verbindlich. Sitzenbleiben können Schüler nur in Ausnahmefällen und mit Zustimmung der Eltern. Matschie war für die neue Schulordnung, die unter anderem Versetzungsentscheidungen nach den Klassenstufen vier, sechs und acht vorsieht, zum Teil scharf kritisiert worden.

Rund 100 Pädagogen hatten sich am Donnerstag zur thüringisch-schwedischen Bildungskonferenz in Erfurt getroffen. Gastgeber war die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt.