Studie lobt Betreuung Thüringer Schüler

Bei Ganztagesbetreuung und Kompetenzförderung ist Thüringen deutschlandweit Spitze.

Das geht aus dem Chancenspiegel der Bertelsmann-Stiftung und der TU Dortmund hervor, der am Sonntag veröffentlicht wurde. Allerdings entscheidet auch im Freistaat der soziale Status der Eltern über den Schulerfolg. Bildungsminister Christoph Matschie (SPD) sagte, dass die Studie zeige, dass Thüringen durchaus Stärken besitze. Zugleich sei in den beiden vergangenen Jahren auch schon an den Schwachstellen angesetzt worden.

Die Studie vergleicht anhand verschiedener Merkmale mit Daten aus dem Jahr 2009/2010 Chancengleichheit und Kompetenzförderung in den Bildungssystemen der Bundesländer. Thüringen gehört zu den wenigen Ländern, die bei mindestens einer der untersuchten vier Dimensionen Integrationskraft, Durchlässigkeit, Kompetenzförderung und Zertifikatsvergabe in der Spitzengruppe landen und nirgends zu den Schlusslichtern gehören.

Freistaat Spitze bei der Ganztagesbetreuung

Über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler aus der Primar- und Sekundarstufe in Thüringen besuchen laut Untersuchung eine Ganztageseinrichtung. Deutschlandweit sind es gerade einmal halb so viele. Der Besuch einer Ganztagsschule steigert die Bildungschancen, wie Jörg Dräger von der Bertelsmann Stiftung sagte. Vor allem bei der Lesekompetenz belegen Thüringens Schüler in den meisten Altersstufen durch diese Förderung heute einen Spitzenplatz.

Wie in anderen Bundesländern auch entscheidet in Thüringen die Herkunft mit über den Lernerfolg. Die Chance eines Kindes aus oberen Sozialschichten, ein Gymnasium zu besuchen, ist im Freistaat 4,3 Mal höher als die eines Kindes aus einer unteren Schicht, heißt es in dem Bericht. Deutschlandweit liegt dieser Faktor bei 4,5. Benachteiligte Jugendliche aus der Jahrgangsstufe neun schneiden in Thüringen weniger schlecht ab als in anderen Bundesländern.

Viele Schulabgänger ohne Abschluss

Nachholbedarf hat der Freistaat vor allem bei der Inklusion von Kindern mit geistiger oder körperlicher Behinderung. Der Anteil der Förderschulen ist laut Studie höher als der bundesweite Wert. Auch der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss liegt mit 9,4 Prozent deutlich über dem Bundesschnitt von sieben Prozent. In dieser Kategorie schneiden vor allem die neuen Bundesländer schlecht ab. Hier werden außer in Thüringen Werte von gut 10 bis über 14 Prozent erreicht.

Matschie sagte, dass mit dem Ausbau der individuellen Förderung auch die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss sinken soll. Ein weiterer Baustein dafür sei zudem die flexible Schulausgangsphase.

Der Paritätische in Thüringen kritisierte die mangelhafte Bildungsgerechtigkeit im Freistaat. Wenn wir für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche keine Lösungen finden, gefährden wir die Zukunftsfähigkeit Thüringens, so Stefan Oßwald, Armutsexperte des Paritätischen. Auch Matschie sieht hierbei noch Verbesserungsbedarf. Seiner Ansicht nach wird die Gemeinschaftsschule die Chancen der Schüler verbessern. Insgesamt sei er überzeugt, dass der Freistaat in wenigen Jahren in den Fällen, wo er nun noch schwach sei, besser aufgestellt sein werde.