Angewandte Stochastik: Den Zufall kalkulierbar machen

München (dpa/tmn) – Hätte, wenn und aber – das sind die Lieblingsvokabeln von Stochastik-Studenten. Einen Zufall gibt es für sie nicht, jedenfalls nicht als unkalkulierbare Größe.

Sie versuchen vielmehr, mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik Vorgänge in der Wirtschaft, Natur und Technik möglichst genau vorherzusagen. Dabei prüfen sie zum Beispiel, wie sich Risiken bei Geldanlagen besser abschätzen lassen. Damit sind sie in Zeiten der Finanzkrise gefragte Leute.

«Bei uns lernt man, dass auch der Zufall noch Methode hat», sagt Prof. Manfred Gruber von der Fachhochschule München, die das Fach «Angewandte Stochastik» anbietet. Für das Studium müssten Einsteiger nicht nur sehr gut in Mathe sein. «Das hat auch einen philosophischen Touch, da muss man ein Faible für haben.» Schließlich ließen sich Fragen der Stochastik nicht mit exakten Ergebnissen wie in der Mathematik beantworten. Und wenn Studenten etwa lernen müssen, dass Elektronen in einem Atom keinen festen Platz haben, sondern sich nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit lokalisieren lassen, sei das nicht für jeden leicht vorstellbar.

Im Studium erstellen die Hochschüler Modelle, entwickeln Simulationen und überprüfen sie anhand von statistischen Daten. «So lässt sich zum Beispiel untersuchen, welcher Mechanismus in der Zinsentwicklung steckt», erläutert Gruber. Daneben wird auch der verantwortungsvolle Umgang mit solchen Einschätzungen diskutiert, etwa wenn es um das Risikomanagement von Banken geht. «Natürlich ist das jetzt in Zeiten der Finanzkrise bei uns ein großes Thema», sagt Gruber.

Absolventen können später aber nicht nur bei Banken oder Versicherungen arbeiten. Auch wenn es um die Entwicklung neuer Produkte geht, werden sie Gruber zufolge gebraucht. Und in der Marktforschung gibt es ebenfalls Jobs für sie. «Bessere Chancen beim Lottospielen oder Roulette hat man durch das Studium leider nicht – man lernt höchstens, dass man dabei so gut wie nie gewinnt.» Ähnliche Studienangebote gibt es unter dem Namen «Wirtschaftsmathematik» unter anderem in Ulm, Marburg, Chemnitz und Halle.