Baden-Württemberg sucht weiter Nachwuchs für MINT-Berufe

In Baden-Württemberg ist Nachwuchs in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen weiterhin sehr gefragt.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sagte am Mittwoch in Stuttgart, vor allem junge Frauen und Schüler mit Migrationshintergrund sollten für diese Studiengänge gewonnen werden. Das Potenzial sei ihrer Ansicht nach noch nicht ausgeschöpft.

Der Anteil an Beschäftigten in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) ist in Baden-Württemberg mit 11,2 Prozent bundesweit am höchsten. Entsprechend groß sei die Nachfrage insbesondere angesichts der demografischen Entwicklung, sagte Bauer.

Von den derzeit 448.000 sogenannten MINT-Arbeitskräften sind derzeit rund 60.000 über 55 Jahre alt und gehen voraussichtlich in den kommenden zehn Jahren sukzessive in den Ruhestand, wie die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Carina Brenner, erläuterte.

Indes stieg die Zahl der Studenten in den MINT-Fächern laut Brenner in den vergangenen zehn Jahren um 60 Prozent auf über 127.000. Im Prüfungsjahr 2010/11 machten 23.000 ihren Abschluss.

Den Statistikern zufolge stieg der Anteil an Studentinnen in den vergangenen zehn Jahren um 71 Prozent auf 36.100. Der Anteil an Frauen in den MINT-Berufen wuchs im selben Zeitraum um 17 Prozent auf 78.000. Auch der Anteil an ausländischen Arbeitskräften stieg mit 43 Prozent rasant.

Hochschulen sollen ihr Studienangebot überprüfen

Dass zu viele MINT-Fachkräfte ausgebildet werden könnten, glauben Wissenschaftsministerin Bauer und Brenner nicht. Bei den 448.000 MINT-Arbeitskräften handele es sich nur um sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Nicht dazu zählten Selbstständige und Experten in der Verwaltung. Zudem bilde man ja auch für andere Bundesländer aus.

Die Landesregierung wirbt deshalb weiter an Schulen mit der Kampagne Gscheit studiert für die MINT-Fächer. Zudem soll es mehr Studienplätze geben: Mit dem Hochschulpakt 2012 wurden 22.000 neue Studienplätze an den Hochschulen geschaffen, 42 Prozent davon in MINT-Fächern. Derzeit verhandelt das Wissenschaftsministerium mit den Hochschulen außerdem über die Verteilung von 3.500 weiteren Studienplätzen.

Das Wissenschaftsministerium will auch Zahl der Studienabbrecher senken. So gibt es Fördergelder für Betreuungs- und Beratungsangebote für Studienanfänger. Der Ministerin zufolge verlassen Studenten einen Studiengang vor allem im zweiten und dritten Semester nach den ersten wichtigen Klausuren.

Bauer will die Hochschulen außerdem dazu bewegen, ihr Studienangebot gegebenenfalls anzupassen. So interessierten sich Frauen eher für die MINT-Fächer, die einen klaren Anwendungsbezug etwa zur Medizin oder Umwelttechnik aufweisen.

Die stellvertretende Vorsitzende des DGB, Marion von Wartenberg, forderte angesichts steigender Studentenzahlen den Ausbau der Masterstudiengänge. Noch immer zögen insbesondere Absolventen der Bachelor-Studiengänge von Universitäten ein weiteres Studium dem Übertritt in den Arbeitsmarkt vor. Die Arbeitgeber müssen Bachelorabsolventen fachlich angemessene berufliche Tätigkeiten und faire Entgelte anbieten, verlangte sie.