Burg-Absolventin entwickelt Fahrradschutz für Babys

Geduldig lächelnd lässt sich der sieben Monate alte Frederick eine Art weißen Rückenpanzer aus Kunststoff anlegen.
Seine Mutter Constanze Hosp aus Halle hat diesen «Babyprotector IGI» erfunden, um ihr Baby sicher mit dem Fahrrad mitzunehmen.

Die 28-jährige Absolventin der Kunsthochschule Burg Giebichenstein wurde für ihre Erfindung als Abschlussarbeit im Studiengang Industrie-Design mit dem Culturtraeger Designpreis 2011 ausgezeichnet.

Der Name der Babyrüstung «IGI» ist abgeleitet vom Schutzpatron der Kinder Virgilius, wie die Jung-Designerin sagt. Sie wollte ihren Sohn beim Radfahren dabei haben, hatte aber nichts gefunden, was ihrem Bedürfnis nach Sicherheit entsprach. Gängige Kindersitze seien nicht geeignet für Babys. Auch die Fahrrad-Kinderanhänger sieht sie
kritisch: «Im Anhänger sehe und höre ich mein Kind nicht, es ist weit weg.»

Fahrradclub schätzt Anhänger als Schutz

In den Fahrrad-Kinderanhängern befinde sich der Kopf des Kindes zudem stets in Höhe der Abgasanlagen der Fahrzeuge, fügt die gebürtige Regensburgerin hinzu. Das sei zwar ein Nachteil der Anhänger, meint auch der Abteilungsleiter für Verkehr beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Bremen, Roland Huhn.
Seiner Einschätzung nach bieten die Anhänger derzeit aber den besten Schutz für Babys. Sie seien robust. Im Falle eines Sturzes gebe es, anders als bei der Mitnahme auf dem Rad, nur eine geringe Höhe, aus der die Kinder fielen.

Eine ADFC-Auswertung der Verkehrsstatistik habe ergeben, dass von
2007 bis 2009 bundesweit kein Kind im Alter von wenigen Monaten bis zum Vorschulalter beim Mitfahren auf dem Rad oder in einem Kinder-Fahrradanhänger ums Leben kam. Im gleichen Zeitraum starben den Angaben nach 64 Kinder in Deutschland bei Autounfällen. Unter den Schwerverletzten waren in der Statistik laut Huhn 20 Kinder bis zum Vorschulalter, die bei der Mitnahme auf und am Rad verunglückten. 445 Kinder der gleichen Altersgruppe wurden bei Autounfällen verletzt.

Baby-Protector wächst mit

Auch beim Radfahren sei ihr der Körperkontakt zum Kind sehr wichtig, sagt Hosp. In zwölf Wochen habe sie ihr Master-Stück gefertigt. Ihre Erfindung funktioniere zusammen mit Tragetüchern und allen gängigen Tragesystemen für Babys. Der Protektor lasse sich in der Größe verstellen und «wächst mit».

Burg-Professor Dieter Hofmann, der die Abschlussarbeit betreut hatte, nennt die Babyrüstung «extrem innovativ». Sie helfe Müttern mit kleinen Kindern, unabhängiger zu sein. Für Hosps Erfindung sehe er eine «sehr gute Chance», in Produktion zu gehen. Es müssten nur noch Unternehmen auf die Erfindung aufmerksam werden.

Zunächst will Hosp ihren Prototypen im Herbst in Leipzig vorstellen, auf den Designers’ Open vom 28. bis 30. Oktober und bei einer Präsentation auf der Grassimesse im gleichen Zeitraum. Zudem ist der Designerpreis, den sie gewonnen hat, mit einem Ankauf der Arbeit für die Sammlung des Grassi Museums für Angewandte Kunst verbunden sowie einer culturtraeger-Postkartenedition mit Druck und Verteilung in Mitteldeutschland.