Der Nächste, bitte! – Ein Plagiatsfall nach dem anderen.

Erst Karl-Theodor zu Guttenberg, dann Annette Schavan. Beide haben plagiiert. Nun wird Bundestagspräsident Norbert Lammert wegen Plagiatsvorwurf ins Visier genommen.

Als wäre plötzlich eine Plagiatsepidemie bei den Politikern ausgebrochen. Nach und nach fallen vereinzelt Politiker ins Visier von Plagiatsjägern, die es auf ihre Doktortitel abgesehen haben. Mehrere fielen ihnen auch bereits zum Opfer. Zu recht wie es scheint. Bereits 2011 wurde dem ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) der Titel aberkannt, weil er in seiner Doktorarbeit plagiiert hatte. Unter den Politikern herrschte große Empörung, besonders bei Annette Schavan (CDU), die zuletzt ebenfalls auf die Verhörbank bestellt wurde. Schließlich wurde auch ihr Doktorgrad wegen Plagiats aberkannt.

Dr. Norbert Lammert oder Norbert Lammert?

Aktuell fallen alle Blicke auf Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). Er wird ebenfalls des Plagiats bezichtigt. Nur steht noch nicht fest, ob er schuldig ist. Sein Ruf könnte jetzt schon auf dem Spiel stehen. Jedoch löst dies noch keine scharfe Diskussion wie bei Karl-Theodor zu Guttenberg oder Annette Schavan aus. Im Gegenteil. Norbert Lammert bewahrt die Ruhe und bat die Ruhr-Universität Bochum, seine Doktorarbeit zu überprüfen und klarzustellen, ob es sich um ein Plagiat handele oder nicht. Zusätzlich hat er eine digitale Version seiner Doktorarbeit der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Jeder soll sich somit einen Eindruck verschaffen können, um die Sachlage durchaus auch nachvollziehen zu können. Es wird gewartet und nicht empört. Viele Politiker gehen zunächst von der Unschuld Norbert Lammerts aus. Ihn zu verurteilen, scheint nicht so simpel und möglich wie bei den vorherigen Plagiatskandidaten. Scheinbar hat der Bundestagspräsident einen sehr großen Einfluss auf das Volk. Sich gegen ihn zu wenden, könnte anderen Politikern möglicherweise schaden. Daher hoffen alle auf eine Klärung der Lage.

Wer steck hinter dem Plagiatsvorwurf?

Wie zuvor bei der Tochter von Edmund Stoiber (CSU), Veronica Saß, wurde nun auch eine Internetplattform nach Norbert Lammert benannt. Die neue Plagiatswelle löste ein so genannter Plagiatsjäger unter dem Namen Robert Schmidt aus. Auf der Plattform “Lammertplag” nennt Robert Schmidt einige Passagen aus der Doktorarbeit des Politikers “Lokale Organisationsstrukturen innerparteilicher Willensbildung – Fallstudie am Beispiel eines CDU-Kreisverbandes im Ruhrgebiet”. Davon soll er ungefähr ein Drittel der Seiten gelesen und einige Stellen gefunden haben, die wissenschaftlich nicht korrekt sind. Auf 42 von 120 Seiten werden einzelne Stellen gekennzeichnet, bei denen es sich wohl um Plagiate handeln soll. Dazu gehören vor allem Literaturangaben in den Fußnoten, die nicht wahrheitsgemäß verzeichnet sein sollen. Das heißt, dass Jahreszahlen, Titel und andere nicht originalgetreu genannt wurden. Plagiatsexperten meinen jedoch, dass falsche Fußnoten nicht zum Plagiat gehören, da diese keine wissenschaftliche Leistung darstellen würden. Über die restlichen momentan noch “Scheinplagiaten” gibt es noch keine genauen Erkenntnisse.

Demnach ist nun abzuwarten, was die Ruhr-Universität Bochum beschließt und wie die Bevölkerung darauf reagiert.