Die etwas andere Afghanistan-Konferenz

Der kleine Vortragsraum im Bonner Landesmuseum ist gut gefüllt.

Die Frageliste an die drei Referenten der ersten öffentlichen Diskussion zum Thema Was passiert als nächstes in Afghanistan? im Rahmen der seit Sonntag laufenden Studentenkonferenz ist lang.

Eine junge Frau will von der Vorsitzende der afghanischen Menschenrechtskommission, Sima Samar, wissen, was sie für die Rechte der Frauen in Afghanistan tun will. Ein junger Mann weist darauf hin, dass in den ländlichen Gegenden Afghanistans Frauen ihre Kinder für einen Betrag von 120 Dollar ihre Kinder verkaufen müssen, weil sie ihren Nachwuchs nicht ernähren können.

Ein weiterer junger Mann fragt die amerikanische Botschafterin für Afghanistan und Pakistan, Elisabeth Jones, wie die USA mit dem Problem umgehe, sich mit den Taliban an einen Verhandlungstisch zu setzen. Die Fragen sind anspruchsvoll.Einfache Antworten erhalten die Studenten nicht – das Treffen ähnelt insofern der großen internationalen Afghanistan-Konferenz.

Frauenrechte nur auf dem Papier

60 Studenten aus 25 Nationen tagen noch bis Mittwoch in Bonn, um bei der Afghanistan-Konferenz für Studenten über ihre Sichtweise auf die Zukunft dieses Landes zu reden. Wie Burkhard Thiele von der Deutschen Atlantischen Gesellschaft bei der öffentlichen Diskussionsrunde sagte, war das Interesse groß. 500 Studenten hätten sich mit Essays beworben und das zeige, dass auch vielen jungen Menschen das Thema Afghanistan am Herzen liege.

Am Montag starteten verschiedene Workshops zu politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen, die aber nicht öffentlich tagten. Nach Angaben der Veranstalter soll so gewährleistet sein, dass die Studenten sich voll und ganz einbringen können, ohne Angst haben zu müssen, dass sie aufgrund ihrer Kommentare Repressalien zu fürchten haben. Ein Großteil von ihnen stammt schließlich selbst aus Afghanistan.

Die Studenten aus Afghanistan hören gespannt zu. Für sie ist der Austausch mit offiziellen Amtsträgern wichtig. Sechs von uns konnten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sprechen und 42 waren bei Guido Westerwelle. Wir wollen wissen wie die Entscheidungsträger über das Thema Afghanistan denken, sagt ein Student. Für mich ist das Thema Rechte der Frauen wichtig. In Afghanistan haben wir welche auf dem Papier, aber nicht in Wirklichkeit, erzählt eine Studentin, die in Indien Politik studiert hat. Da sind die Universitäten besser, erläutert sie.

Am Mittwoch sollen die Abschlussergebnisse der Studentenkonferenz vorgestellt werden. Zur Konferenz eingeladen hatte die Deutsche Atlantische Gesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die Universität Bonn.

Die afghanischen Menschenrechts-Aktivistin Samar berichtet, dass gerade die Situation der Frauen in Afghanistan immer noch so sei, dass vielen der Weg zu höherer Bildung verwehrt bleibe und dass es im Demokratisierungsprozess wichtig sei, das Recht auf Meinungsfreiheit weiter voranzutreiben. 10 Jahre nach dem Beginn der westlichen Militärintervention macht auch die Studentenkonferenz deutlich, wie weit der Weg noch ist zu Frieden und Demokratie.