Experte: Japanologie bei Studenten beliebt

Halle/Bonn (dpa) ­ Japanologie steht bei deutschen Studenten hoch im Kurs. «Seit etwa 20 Jahren gibt es einen regelrechten Boom», sagte Günther Distelrath, Vorstand der Gesellschaft für Japanforschung (GJF) und Dozent an der Universität Bonn.

«Die Zahl der hauptberuflich über Japan Forschenden und ihre Tätigkeitsfelder sind deutlich gewachsen.» An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beginnt im nächsten Semester ein deutsch-japanisches Doppel-Master-Programm. Der Studiengang «Interkulturelle Japanstudien» wird je zur Hälfte in Halle und an der Keio-Universität Tokio absolviert. Von Dienstag bis Freitag (29. September bis 02. Oktober) richtet die Hochschule zudem den 14. Japanologentag aus. Die Tagung gilt als die wichtigste der Japanforschung in Deutschland.

«Die Zahl der Studierenden in der Japanologie ist heute um ein Vielfaches höher als noch Mitte der 80er Jahre», sagte Distelrath. «An 16 Universitäten im deutschsprachigem Raum lernen etwa 3000 Studierende.» Grund des großen Interesses sei die wirtschaftliche Entwicklung des fernöstlichen Landes. «Als die Wirtschaftsleistungen Japans erkannt wurden, stieg auch die Zahl der Studenten.»

Die Bildungspolitik hat laut Distelrath schnell und richtig reagiert und viele neue Institute geschaffen. «Früher lagen die Schwerpunkte mehr im historisch-philologischen Bereich. Heute werden diese Wurzeln zwar bewahrt und gepflegt, bilden aber eher die Grundlage für Forschung und Lehre mit modernen sozial- und kulturwissenschaftlichen Ansätzen.» Japanologie wird als Magister-, Bachelor- und Master-Studiengang angeboten. Die Berufsaussichten seien gut, wenn die Absolventen die schwierige Sprache in Wort und Schrift beherrschen.

Auch andere asienwissenschaftliche Fächer erleben gegenwärtig einen deutlichen Zulauf; teilweise werden die Studiengänge in Asienzentren organisiert. «Es bleibt attraktiv, in diese Richtung zu studieren», sagte Distelrath. Die Forschung bewahre ihr hohes Niveau und steigere es sogar. Das ließen Zahl und Qualität laufender Promotionsprojekte und gut besuchte Tagungen erkennen.

Distelrath und rund 300 Kollegen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Japan treffen sich von diesem Dienstag an zum Deutschsprachigen Japanologentag. Sie wollen Entwicklung der Japanforschung in Zeiten einer sich verändernden Universitätslandschaft besprechen. 128 Vorträge stehen auf dem Programm. «Thematisch ist vom Recht bis zur Literatur alles dabei.»