Experte: Vorsicht vor Promotions-Beratern

Köln (dpa) – Wer einen Doktortitel anstrebt, sollte sich laut Experten nicht auf Anzeigen mit «diskreten Hilfen für angehende Doktoranden» oder gewerbliche Promotions-Berater einlassen.

«Derartige Institute dürften allenfalls recherchieren, welcher Professor wo und mit welchen Themen tätig ist, aber das lässt sich auch im Internet nachsehen», erklärte der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, Prof. Bernhard Kempen, in Köln. Nehme ein Professor im Zusammenhang mit einer Dissertation Geld an, sei das «natürlich sofort strafrechtlich relevant».

Für den angehenden Doktoranden gelte: «Handelt es sich nicht um die eigene geistige Leistung, sondern um eine partielle Fremdleistung, die nicht angezeigt wird, liegt es nicht mehr im legalen Bereich.» Im Zusammenhang mit dem illegalen Titel-Handel sieht die Vorgehensweise Kempen zufolge so aus: «Es werden Leute vermittelt, die gar nicht promotionsfähig sind oder die schlechte Examensnoten haben. Möglicherweise wird die komplette Dissertation von Ghostwritern hingeschmiert und vom bestochenen Professor dann durchgewunken.»

Der Experte für Staatsrecht und internationales Wirtschaftsrecht an der Uni Köln verlangte absolute Transparenz über die erbrachte Eigenleistung: «Wir plädieren seit längerem dafür, dass der Doktorand eine Eidesstattliche Erklärung auf den Tisch legt, wenn er seine Doktorarbeit abgibt. Wenn das Damoklesschwert einer Freiheitsstrafe über dem Doktoranden schwebt, wenn ein hohes Risiko besteht, sich vor Gericht wiederzufinden, dann werden alle Vorsicht walten lassen.»

Der DHV-Präsident meinte: «Wir haben 25 000 Promotionen im Jahr. Wir werden es nicht ausschließen könne, dass mal gemogelt oder auch regelrecht rechtswidrig vorgangen wird. Das gibt es überall, wo es Menschen gibt.» Er glaube aber nicht, dass die Kölner Verdachtsfälle nur die Spitze eines Eisberges seien, es sei keine «unglaubliche Dunkelziffer» anzunehmen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten sei ein Doktortitel aber besonders attraktiv.

«Wer einen frischen akademischen Grad erworben hat, mit guten Noten, der dürfte keine Probleme haben, einen Doktorvater oder eine Doktormutter zu finden.» Schwieriger sei es dagegen für bereits Berufstätige, die sich von einem Doktortitel einen Aufstieg erhofften und dabei möglicherweise anfälliger seien für Versprechungen, sich «schnell und ohne großen Aufwand» mit einem «Dr.» schmücken zu können.