In Informatik sind auch Soft Skills nötig

Braunschweig/München (dpa/tmn) – Um Informatik zu studieren, reicht es nicht, ein PC-Freak zu sein. Denn in dem Fach ist nicht nur technisches Know-how gefragt. Auch Soft Skills stehen immer öfter auf dem Lehrplan.

Schließlich müssen Absolventen technische Lösungen später im Job nicht nur verstehen, sondern auch Kunden erklären und verkaufen können. «Die technischen Voraussetzungen in dem Fach werden oft überschätzt», sagt Holger Millies von der Technischen Universität (TU) Braunschweig. «Man muss für ein Informatikstudium weder ein Computer-Nerd sein noch Erfahrung als Hobbyprogrammierer oder Hacker haben.»

Stattdessen werden von Studenten zunehmend Team- und Kommunikationsfähigkeit verlangt: Denn für Jobeinsteiger in der Branche gelten solche Werte als immer wichtiger, sagt Prof. Uwe Baumgarten von der TU München. «Fachwissen allein reicht nicht, wenn man zum Beispiel als Systemadministrator Kunden beraten soll – da kommt es auch darauf an, technische Ideen rüberbringen zu können.»

Statt technischem Fachchinesisch müssen Informatik-Studenten daher vielerorts auch Rhetorik und Präsentationstechniken büffeln. Oder sie lernen, wie ein Businessplan für eine eigene IT-Beratungsfirma auszusehen hat, sagt Millies. Und an der Universität Potsdam steht für angehende IT-Ingenieure sogar ein theoretischer Flirt-Kurs auf dem Lehrplan.

Im Studium sind mittlerweile viele Spezialisierungen möglich, erläutert Prof. Baumgarten. So gehe es in Bio-Informatik etwa um die Auswertung von Daten bei der DNA-Analyse. Wirtschafts-Informatik behandele dagegen weniger die Funktionsweise und mehr den Einsatz von Technik in Firmen.

Als Grundlagen werden zunächst Mathematik und Programmiersprachen gelehrt. Später vertiefen Studenten ihr Wissen in Bereichen wie Computergrafik, Softwareentwicklung oder Robotik, erklärt Millies. Dabei geht es nicht nur um technische Machbarkeit – im Bereich der Usability lernen Studenten auch, wie Software gestaltet werden muss, um einfach bedienbar zu sein.

Das alles ist für Studienanfänger nicht immer leicht zu bewältigen: An der Uni bricht rund jeder Dritte (32 Prozent) und an Fachhochschulen jeder Vierte (25 Prozent) in dem Fach sein Studium ab. Das hat das Hochschul-Informationssystem (HIS) in Hannover bei der Auswertung der Daten von Absolventen des Jahres 2006 ermittelt.

Dabei sind Absolventen gesucht: Nach einer repräsentativen Umfrage des Branchenverbandes BITKOM unter 1500 Firmen gab es im vergangenen September rund 45 000 offene Stellen für IT-Experten. Zwar trübt die Wirtschaftskrise derzeit die Aussichten – langfristig haben Fachkräfte in dem Bereich aber gute Jobchancen.