Maschinenbauer müssen viel Mathe pauken

Aachen (dpa/tmn) – Der typische Maschinenbauer ist männlich und trägt Baumfällerhemden. Er redet gerne über PS-Zahlen und Kilowatt-Angaben, findet damit auf Feten meist aber nur wenige Zuhörer.

Solche Klischees sind nicht das einzige, mit dem Maschinenbau-Studenten zu kämpfen haben. Denn oft haben sie selbst falsche Vorstellungen vom Fach und unterschätzen die Anforderungen beim Studienstart.

«Viele fangen das an, weil sie sich dafür interessieren, wie Autos gebaut werden – am Anfang heißt es aber erstmal Mathe pauken», sagt Wolfgang Loggen von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH). So stehe zu Beginn des Studiums vor allem Theorie auf dem Lehrplan – und dabei gebe es vom ersten Semester an viel Stoff zu bewältigen. Um diese Phase durchzustehen, bräuchten Studienanfänger eine hohe Frustrationstoleranz. «Da darf man also nicht gleich die Brocken hinwerfen, wenn es zunächst weniger um die berufliche Anwendung geht.»

Genau das machen viele Einsteiger in diesem Fach aber: Jeder Dritte (34 Prozent) bricht sein Studium ab. Das hat das Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover ermittelt, das Daten von Hochschulabsolventen des Jahres 2006 ausgewertet hat. Demnach ist die Abbrecherquote sogar gestiegen – beim Jahrgang 2004 lag sie noch bei 30 Prozent.

Seit der Umstellung auf Bachelor und Master hat sich das Problem der vollen Lehrpläne sogar noch verschärft: Denn durch die kürzere Studienzeit hat sich auch die Stoffmenge verdichtet. Mit dem Wegfall des Diploms vergeben Fachhochschulen und Universitäten inzwischen formal die gleichen Abschlüsse an angehende Maschinenbauer. Bei einem Wechsel gilt es aber, mögliche Anerkennungsprobleme vorab zu klären.

Nach den Grundlagenkursen in Mechanik und Naturwissenschaften ist vorgesehen, dass Studenten ihr Wissen in Fächern wie Energiewirtschaft oder Fahrzeugtechnik vertiefen. «Es ist aber keineswegs so, dass man da den ganzen Tag mit von Öl tropfenden Händen herumläuft», sagt Loggen.

Arbeit für Absolventen gibt es zum Beispiel in Firmen, die Autos, Flugzeuge oder Windkraftanlagen bauen. Dort legen sie bei der Produktion entweder selbst Hand an oder betreuen computergesteuerte Fertigungsstraßen. Jobs gibt es auch in der Medizintechnik und bei Energieversorgern. Bislang ist der Beruf eine Männerdomäne: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg liegt die Frauenquote in dieser Sparte nur bei rund fünf Prozent.

Als Fachkräfte aus dem MINT-Bereich – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – sind Absolventen gefragt: Im Sommer 2008 gab es mehr als 140 000 offene Stellen für solche Experten. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) war das Verhältnis von offenen Stellen zu Bewerbern bei Maschinenbauingenieuren zu dieser Zeit 1,4 zu 1.

Zwar leidet die Branche derzeit stark unter den Folgen der Wirtschaftskrise: So rechnet der VDMA mit einem Wegfall von 25 000 Arbeitsplätzen in 2009. Allerdings habe es Ende 2008 mit geschätzten 975 000 Beschäftigten in diesem Bereich rund 40 000 Stellen mehr als im Vorjahr gegeben.