Materialwissenschaft: Werkstoffen auf den Grund gehen

Bochum (dpa/tmn) – Beton können sich die wenigsten im Wohnzimmer vorstellen. Die meisten kennen ihn schließlich nur grau und grob. Designer schwören dagegen längst auf HiTec-Beton, der glatt und elegant wirkt.

Solche neuen Materialien sind bei vielen Innovationen im Spiel: Rollwiderstandsarme Reifen senken den Spritverbrauch, und Glasfaserkabel ermöglichen superschnelles Internet. Dafür sind Experten nötig, die Werkstoffe analysieren, prüfen und weiterentwickeln. Genau das lernen Studenten in dem Fach Materialwissenschaft.

Die Erkenntnisse aus dieser Disziplin können sogar lebenswichtig sein: Denn Absolventen müssen zum einen den Einsatz bestimmter Werkstoffe auf die Sicherheit hin prüfen. «Bei einer Stahlbrücke muss zum Beispiel sichergestellt werden, dass die Schweißnähte halten und die Träger nicht durchrosten können», erläutert Dirk Hansel von der Technischen Fachhochschule Bochum, die das Fach Angewandte Materialwissenschaften anbietet. Außerdem gehe es darum, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu überlegen, welche Werkstoffe am günstigsten bei Bauvorhaben sind.

Im Studium werden zunächst ingenieurswissenschaftliche Grundlagen gelehrt: «Am Anfang muss man also viel Mathe, Physik und Mechanik lernen», sagt Hansel. Daneben stehen spezielle Themen wie Prüfverfahren oder Korrosionsschutz auf dem Lehrplan. In einigen Studiengängen spezialisieren sich Studenten später auf bestimmte Werkstoffe wie neuartige Nanolegierungen – an der FH Bochum sind es die Bereiche Stahl und Metall.

Absolventen können zum Beispiel als Gutachter in Prüforganisationen arbeiten – etwa beim TÜV oder der Dekra, erklärt Hansel. Außerdem gibt es Jobs für sie im Auto- und Flugzeugbau, aber auch in der Metall- und Chemieindustrie. Studieren lässt sich das Fach außer in Bochum unter anderem in Aachen, Augsburg, Bayreuth, Darmstadt, Kiel, Gießen, Göttingen, Saarbrücken und Stuttgart. Ähnliche Studienangebote gibt es unter den Namen Werkstofftechnik oder Werkstoffwissenschaft.