Mehr als graue Theorie: Mathe ist keine Männerdomäne

Hannover (dpa/tmn) – «Germany&s Next Topmodel»-Gewinnerin Barbara Meier hat es vorgemacht: Mathe-Studenten müssen keineswegs kauzig aussehen. Im Gegensatz zu Physik oder Informatik ist Mathematik keine Männerdomäne.

Denn genau wie Barbara Meier interessieren sich viele Frauen für das Fach. Vom Absolventenjahrgang 2006 waren 54 Prozent Frauen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ermittelt hat. Bei Mathe heißt es nicht nur abstrakte Formeln pauken. Vielmehr gibt es jede Menge praktische Anwendungen für Mathe im Alltag. Absolventen sind daher auf dem Arbeitsmarkt gefragt.

«Als Mathematiker ist man in analytischem Denken geschult – das wird in vielen Bereichen verlangt», sagt Ludwig Baringhaus von der Universität Hannover. Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik kämen etwa bei Versicherungen viel zum Einsatz. Jobs für Absolventen gebe es aber auch in der Finanzbranche oder in der Entwicklung von Biometrie-Systemen.

Im Studium stehen zunächst Grundlagen wie Algebra-Gleichungen auf dem Lehrplan. Mit dem Stoff aus der Schule hat das meist nur noch wenig zu tun: So gehe es nicht nur darum, binomische Formeln oder den Satz des Pythagoras anzuwenden, sondern sie herzuleiten und zu beweisen. «Das hat also nichts mit stumpfen Auswendiglernen zu tun», sagt Baringhaus. «Die ersten beiden Semester haben es dabei in sich, da heißt es durchhalten. Aber wer das übersteht, der schafft es meist auch bis zum Schluss.»  Mittlerweile sind viele Spezialisierungen in dem Fach möglich: Von Techno- über Wirtschafts- bis zu Biomathematik reicht die Palette.

So viel Durchhaltevermögen hat aber nicht jeder Studienanfänger in dem Fach: An der Uni wirft fast jeder Dritte (31 Prozent) das Handtuch. Das hat das Hochschul-Informationssystem (HIS) in Hannover herausgefunden, indem es Daten von Absolventen aus dem Jahr 2006 auswertete. Demnach ist die Abbrecherquote in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen – beim Jahrgang 2004 lag sie noch bei 23 Prozent.

Fachkräfte aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sind gesucht: Im vergangenen Jahr gab es für Absolventen in diesen Bereichen noch mehr als 140 000 offene Stellen. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln bleiben die Aussichten auch in der Wirtschaftskrise recht gut. Dem HIS zufolge verläuft der Berufsstart für Mathe-Absolventen bisher sehr erfolgreich: Rund 70 Prozent des Abgängerjahrgangs 2005 waren zwölf Monate nach dem Studium regulär erwerbstätig.