Mehrere Unis wollen ZVS-Verfahren nicht mitmachen

Berlin (dpa) – Die Hochschulzulassung in Numerus-clausus-Fächern droht noch unübersichtlicher zu werden als bisher. Die Universitäten in zehn Hochschulstädten kündigten jetzt den Aufbau eines eigenen Vermittlungs-Infosystems «STiNE» an.

Dazu wollen sie ihre Termine für Bewerbung und Einschreibung künftig vereinheitlichen. Die infolge von Mehrfachbewerbungen frei gebliebenen Plätze wollen die teilnehmenden Universitäten anschließend über eine selbstentwickelte «Chancenbörse» im Internet vermitteln.

Man wolle sich künftig weder am ZVS-Übergangsverfahren noch an dem derzeit von Bund, Länder und Hochschulrektorenkonferenz geplanten bundesweiten Vermittlungssystem beteiligen, sagte eine Sprecherin der Universität Hamburg auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. Daran habe man kein Interesse. Die Aktion kam auf Initiative der Universität Hamburg zu Stande.

«Für uns war stets klar, dass wir das Zulassungsgeschehen nicht aus der Hand geben wollen», wird dazu in der Mitteilung der Hochschule die Präsidentin der Universität Hamburg, Monika Auweter-Kurtz, zitiert. Mit dem eigenen System sei man «bestens aufgestellt, das Bewerbungs- und Zulassungsverfahren effizient durchzuführen».

Neben den drei Universitäten in Hamburg haben auch die Universitäten in Heidelberg, München (LMU), Duisburg-Essen, Kiel, Mainz, Wuppertal, Bonn und Paderborn ihre Beteiligung zugesagt. In Berlin wollen die Freie Universität und die Charité-Universitätsmedizin mitmachen. Mit der Teilnahme weiterer Universitäten werde fest gerechnet.

Mit der «Hamburger Initiative» werde eine kostengünstige Möglichkeit geschaffen, dem «Phänomen» von Mehrfachbewerbungen «ohne größeren Investitionsbedarf in neue Systeme zu begegnen», heißt es in der Erklärung.

Für jeden zweiten der rund 11 000 Studiengänge in Deutschland bestehen derzeit örtliche Zulassungsbeschränkungen. Außer in Medizin können sich die Hochschulen in diesen Numerus clausus-Fächern ihre Studenten in einem dezentralen Bewerbungsverfahren selbst aussuchen. Wegen der fehlenden Koordinierung kommt es wegen der möglichen Mehrfachbewerbungen oft auch zu Mehrfachzulassungen von Abiturienten an verschiedenen Studienorten. Schätzungen zu Folge werden auf diese Weise bis zu 20 Prozent der Studienplätze in den Mangel- Studienfächern blockiert.

Nach den wachsenden Klagen über das Zulassungschaos hat der Bund für die Entwicklung eines computergestützten bundesweiten Vermittlungssystems 15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Der Haushaltsausschuss hat wegen eines Streits zwischen der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) den größten Teil des Geldes vorläufig gesperrt.