Mit Form, Farbe und Details die Lust auf Mode wecken

Hamburg (dpa) – Schmale Formen, üppige Verhüllungen und feiner Farbenmix – Tragbares mit Freude am Besonderen dominiert auf dem Laufsteg. Grau in vielen Nuancen wirkt lebendig durch Farbakzente in leuchtendem Pink, Orange, Gelb oder zarten Pastelltönen wie Flieder.

Die Vorführung von 20 Kollektionen der jüngsten Absolventen der privaten Hochschule AMD kürzlich auf dem Hamburger Kampnagel-Gelände erweist sich als inspirierende Fashionshow. «Wir wollen neue Impulse setzen, Anregungen geben und Lust auf Mode wecken», sagt die Leiterin des Studiengangs Mode Design, Susanne Müller-Elsner. Das sei gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise wichtig.

Unter dem Motto «Weißes Rauschen» präsentiert sie auch Kreationen aus dem 1. Semester des neuen Bachelor-Studiengangs Mode Design. Mit der Vielfalt von kurzen weißen Röcken – von schwingend bis skulptural – geben die Studienanfänger ein beachtliches Debüt. Die individuellen Kollektionen zeigen enge oder orientalisch angehauchte weite Hosen, Tuniken, elegante Kleider mit Pfiff, Overalls auch mit kurzem Bein, Umhänge und immer wieder Kapuzen für Männer und Frauen. Lässigste Streetwear löst Feines für Events ab. Strumpfhosen in Knalltönen, Schals in mannigfaltigen Variationen oder rustikale Ketten für den Mann sind Hingucker. «Die Tragbarkeit ist wichtig», sagt Müller-Elsner. «Der subtile Einsatz von Details gibt dann die Extravaganz.»

Die Models defilieren in ansprechenden Farbkombinationen vorbei. Teile in Türkis und Blau werden sommerfrisch mit hellbeige oder weiß vorgeführt. Ensembles, neu definiert, sind in Schwarz und Schwarz-Weiß oder Ton in Ton in Lila, Grün oder Braun gehalten. Stoff, Samt, Satin, Lack, Wildleder werden frei kombiniert. Eine Männerserie in der Grundfarbe Bordeaux mit Taupe oder Curry zeigt eine Weste über einem schlichten Rolli und demonstriert, wie sehr das traditionelle Kleidungsstück den Gesamteindruck heben kann.

Die Studierenden lernen, mit verschiedenen Stoffen und Farben umzugehen und Kontraste zu handhaben. «Material- und Farbwelt sind neben der Formfindung zentral», betont Müller-Elsner. «Wir legen sehr viel Wert auf Form und Schnitt.» Kreative Lösungen für Schnitt, Material und Detail sind gewünscht. Hinzukommen die alten Handwerkstechniken, mit denen die jungen Leute vertraut gemacht werden. «Die Studierenden fertigen alles selbst an.» So sind auf dem Laufsteg verschiedene Elemente der Schneiderkunst zu sehen, wie ein plissierter Rücken an einem femininen Kleid, Biesen, scharfe Falten oder mit dem Stoff des Kleidungsstücks bezogene Knöpfe.

Die Models, meist Studenten oder Freunde der Nachwuchsdesigner, führen cool mit professionellen Gesten in Turnschuhen oder Highheels die Kreationen vor. Aber auch ältere Models mit bereits ergrautem Haar schreiten über den Catwalk, eingehüllt in wollene wadenlange Mäntel, die nur von einem Gürtel gehalten werden. Damit werde eine der großen Zielgruppen angesprochen, erläutert Müller-Elsner. Das Ausbildungskonzept sei «sehr ausgewogen» hinsichtlich künstlerischer Gestaltung und Marktorientierung, sagt sie.

Im siebensemestrigen Bachelor-Studium werde die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Studiengang Raumkonzept und Design der AMD noch verstärkt. Den Interessenten scheint dies die Studiengebühren von 575 Euro im Monat plus 900 Euro Anmeldegebühr Wert zu sein: Von knapp 200 Bewerbern werden nur 24 nach einem Auswahlverfahren genommen. Die staatlich anerkannte Hochschule lehrt auch an Standorten in Düsseldorf, München und Berlin.