Nicht alle Lehramtsstudenten haben gute Jobperspektiven

Berlin (dpa/tmn) – Auch angesichts des großen künftigen Lehrerbedarfs ist ein Lehramtsstudium keine Arbeitsplatzgarantie. Studienanfänger sollten sich nicht leichtsinnig dafür entscheiden.

Auf die bundesweiten Prognosen zum Lehrerbedarf sei kein wirklicher Verlass, warnt Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes in Berlin Die Hochrechnung der Kultusministerkonferenz für die Jahre bis 2015 beispielsweise stamme von 2001 und sei entsprechend veraltet. Chancen bieten sich vor allem für Lehramts-Absolventen, die bundesweit mobil sind.

«Dann gibt es gleich erheblich mehr Möglichkeiten», sagt Meidinger. Insbesondere in Ostdeutschland werde es in den Jahren nach 2014/2015 erst zu einer Lehrermangelsituation kommen. «Viele Kollegien sind dort völlig überaltert.» In Westdeutschland sehe die Lage aber anders aus. Dort sei für einzelne Fächer zum Teil schon bald mit einem deutlichen Lehrerüberschuss zu rechnen. Schulabgänger und Lehramtsstudenten, die sich entsprechend orientieren wollen, seien gut beraten, sich an die Bedarfsprognosen der einzelnen Bundesländer zu halten, sagt Meidinger. In der Regel seien sie problemlos im Internet zu finden. «Die gibt es aber leider nicht für jedes Land, manche sparen sich das.»

Schwierig ist die Frage, ob sich ein Lehramtsstudium lohnt, aber auch deswegen, weil der Bedarf je nach Schulart und Region unterschiedlich sein kann: «In Süddeutschland haben wir an den Grundschulen ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage», sagt Meidinger, «in Nordrhein-Westfalen eine Mangelsituation.» Als sichere Bank erscheint zur Zeit ein Studium für das Lehramt an Berufsschulen. Dort sind vor allem Lehrer für technische Berufe wie Metalltechnik gefragt. Auch an Hauptschulen würden Lehrer gesucht – allerdings sei zu bedenken, dass die Hauptschule in manchen Bundesländern zur Disposition steht.

Differenziert werden muss aber auch mit Blick auf die Fächer: An Gymnasien werde der Bedarf an Lehrern von MINT-Fächern, also vor allem Mathe und Naturwissenschaften, groß bleiben, so der Chef des Philologenverbandes. In Fächern wie Sprachen und Geschichte gebe es dagegen weiterhin mehr Absolventen als gebraucht würden. Von den bundesweit derzeit etwa 260 000 Lehramtsstudenten haben Meidinger zufolge 45 000 Deutsch als Schwerpunktfach gewählt, dagegen nur 23 000 Mathe. Beide Fächer seien jedoch mit Blick auf die Stundenzahl gleichwertig. Der Bedarf an Lehrern sei entsprechend gleich groß, die Chancen im Fach Mathematik also deutlich besser. Für das Fach Physik gebe es derzeit bundesweit sogar nur 1800 Lehramtsstudierende.