Uni-Präsident sieht Master-Umstellung skeptisch

Frankfurt/Main (dpa) – Die Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse hat den Studenten nach Ansicht des Präsidenten der Frankfurter Goethe-Universität, Werner Müller-Esterl, auch Nachteile gebracht.

«Ich bin beim Bologna-Prozess sicherlich vorsichtig», sagte er. Es gebe einigen Bedarf an Nachjustierungen, die aber die Hochschulen übernehmen könnten. In dem sogenannten Bologna-Prozess geht es um die Neuordnung der Studienabschlüsse an den Unis und Hochschulen, um sie bis 2010 europaweit einheitlicher und vergleichbarer zu machen. Im Zuge des Prozesses sind und werden in Deutschland die bisherigen Diplom- und Magister-Studiengänge auf Bachelor- und Master-Struktur umgestellt.

«Ich bin skeptisch, was die Stofffülle anbelangt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir zuviel des Guten getan haben und zu viel in einen Studiengang gepackt habe», sagte Müller-Esterl zu der Umstellung an seiner Hochschule. Man müsse aufpassen, dass das Studium nun nicht zu verschult werde und den Studierenden keine Freiräume mehr lasse. «Wir wollen ja die zukünftige Elite der Nation ausbilden, dafür müssen sie Persönlichkeiten ausbilden – und das kann man nicht in einen Bachelor und einen Master hineinpressen», sagte der Präsident.

Große Sorge mache ihm auch, dass die Studenten durch die neuen, straff organisierten Studienabschlüsse nun kaum noch ins Ausland gehen oder die Hochschule wechseln. Ein Wechsel der Universität gehört für Müller-Esterl genauso zu einer erfolgreichen Studienzeit wie ein Auslandsaufenthalt – und beides führe zu einer Weiterentwicklung der Persönlichkeit. «Einmal in der Studienzeit Ausländer gewesen zu sein, dass ist eine ganz wichtige Erfahrung, das ist ein hohes Gut.»

Die Hochschulen können aber nach Meinung des Präsidenten etwas gegen die Nachteile des Bologna-Prozesses tun. Beispielsweise könne die Anerkennung von Studienleistungen im Ausland leichter gemacht oder die Stofffülle in besonders belasteten Studiengängen verringert werden. «Ich sehe da unsere Möglichkeiten zu korrigieren und würde diese auch entschieden wahrnehmen», so Müller-Esterl. Vorteile des Bologna-Prozesses sind für Müller-Esterl eine klarere Strukturierung des Studiums und die Möglichkeit, bereits nach der Hälfte der bisherigen Studienzeit die Hochschule mit einem Abschluss (Bachelor) verlassen zu können.