Viele Langzeitstudenten an norddeutschen Unis

An den Universitäten in Norddeutschland überschreiten zahlreiche Studenten die Regelstudienzeiten.

Vor allem in den auslaufenden Diplom- und Magisterstudiengängen sei die Zahl der Langzeitstudenten hoch, erklärten die Sprecher mehrerer Universitäten in einer dapd-Umfrage. Die Gründe für eine lange Studiendauer sind vielfältig. Exmatrikuliert werden die Studenten in der Regel aber nicht. Vielmehr setzten die Universitäten auf Beratung.

Von den etwa 14.000 Studenten der Universität Hamburg, die noch nach alten Prüfungsordnungen studieren, haben etwa 2.300 mehr als 16 Semester vorzuweisen. Das entspricht ungefähr 16 Prozent. Besonders hoch ist der Anteil der Bummelstudenten bei Sozialökonomen (60,8 Prozent), Informatikern (61 Prozent) und bei Magister-Soziologen (69,8 Prozent). Insgesamt studieren mehr als 37.000 Menschen an der Uni Hamburg. In Bremen brauchen 15 Prozent der Studenten in den auslaufenden Studiengängen mehr als die doppelte Regelstudienzeit. In den neuen Studiengängen ist es dagegen nur ein Prozent. Insgesamt studieren gut 17.000 Menschen in der Hansestadt.

Knapp 1.300 Langzeitstudenten in Hannover

Von den etwa 21.000 Immatrikulierten an der Leibniz Universität Hannover werden knapp 1.300 als Langzeitstudenten geführt. Als Langzeitstudent gelten in Niedersachsen Studenten, die die Regelstudienzeit um vier Semester überschritten haben, sagte Sprecherin Jessica Lumme. Zurzeit am längsten eingeschrieben sei ein Student mit 78 Semestern. Solch hohe Semesterzahlen seien allerdings Ausreißer.

Langzeitstudenten könnten aber nicht wegen ihrer Studiendauer exmatrikuliert werden. Die Studenten müssen aber Fristen einhalten und sich natürlich auch zurückmelden, sagte Lumme. In Beratungen versuche man, Lösungen mit den Studenten zu finden.

An der Kieler Christian-Albrechts-Universität studiert ein Mann gar bereits im 108. Semester Medizin. Insgesamt gibt es dort rund 400 Studenten, die im mindestens 31. Semester sind. Rund 900 studieren bereits seit wenigstens 20 Semestern. Darunter seien allerdings auch viele Promotionsstudenten, sagte Uni-Sprecher Boris Pawlowski.

In Lübeck sind rund 70 Medizin-Studenten bereits seit 30 Semestern oder länger eingeschrieben. Rekordhalterin ist hier eine Frau im 46. Semester. Erst in der vergangenen Woche bestätigte das Verwaltungsgericht Schleswig eine von der Uni ausgesprochene Exmatrikulation eines Medizin-Studenten nach 48 Semestern, weil dieser keine ärztliche Vorprüfung abgelegt hat.

Gründe für langes Studium vielfältig

An der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg gelten etwa 1.000 von den 11.000 Studierenden als Langzeitstudenten. Besonders lang würden Chemiker brauchen, sagte eine Sprecherin. Auch hier setzt man vor allem auf Beratung. Die nötigen Mittel für Beratungsprogramme kommen dabei von den Langzeitstudenten selber, die eine erhöhte Studiengebühr zahlen müssen. Mit der Rückmeldegebühr können so knapp über 1.000 Euro pro Semester zusammenkommen, die ein Student zahlen muss.

Die Gründe für ein langes Studium sind dabei vielfältig. So können gesundheitliche Probleme, private Lebenskrisen oder auch finanzielle Schwierigkeiten das Studium verzögern, sagte Romas Bielke von der Georg-August-Universität Göttingen. Helfen können wir aber nur, wenn wir angesprochen werden.