Voigt: Hochschullandschaft muss auf den Prüfstand – Ministerium will Bedingungen verbessern – Linke und Grüne bemängeln Finanzierung

Nach der monatelangen Debatte zur Schulreform steht Thüringen nun offenbar Ähnliches zum Thema Hochschulen bevor.

Für eine Neuordnung der Universitäten und Fachhochschulen sprach sich CDU-Generalsekretär Mario Voigt aus. «Wir müssen überprüfen, ob alle Studienangebote adäquat für so ein kleines Land sind», sagte er der «Ostthüringer Zeitung» (Freitagausgabe). Die vier anderen Fraktionen im Landtag lehnten die Überlegungen ab. Wichtig sei eine ausreichende Finanzierung. Gleichwohl brauche Thüringen eine Debatte über die generelle Ausrichtung der Hochschullandschaft.

Nach Ansicht von Voigt gehören darüber hinaus auch die Strukturen auf den Prüfstand. Dabei sprach er sich unter anderem für ein gemeinsames Rechenzentrum und sowie ein einheitliches Bibliothekssystem aus. Es gehe jedoch nicht darum, «dass jeder einzelne Uni-Campus seine Identität verlieren soll». Statt dessen sprach er sich für eine engere Vernetzung aus und regte eine «Universität Thüringen» an. Bei einzelnen Fächern, etwa Pädagogik, plädierte er dabei für einen Standort.

Zwtl: SPD: Vorschläge werden durch Wiederholung nicht besser

Das Bildungsministerium verwies darauf, dass eine alte Idee nicht dadurch besser werde, dass man sie wiederholt. Ziel sei es die «guten Bedingungen für Lehre und Forschung weiter zu verbessern».
Dazu erinnerte der Sprecher daran, dass die Hochschulen zwischen
2012 und 2015 zusammen 1,56 Milliarden Euro an Zuschüssen bekämen und damit 120 Millionen Euro mehr als von 2008 bis 2011.

Auch für SPD-Landesgeschäftsführer Rene Lindenberg bekommen Voigts Vorschläge durch Wiederholung nicht mehr Substanz. Die Standards zu senken helfe vielleicht beim Thema Abwasser, aber nicht in der Bildung. Am Vortag hatte CDU-Fraktionschef Mike Mohring angeregt, die kommunalen Haushalte durch geringere Investitionen in das Abwassernetz entlasten.

Zwtl: Linke sieht Unterfinanzierung als grundlegendes Problem

Nach Ansicht der Linken sei das grundlegende Problem die «generelle und langjährige Unterfinanzierung». Durch die Exzellenzförderprogramme des Bundes sei die Kluft zwischen armen und reichen Hochschulen sogar noch vertieft worden, sagte Karin Kaschuba. Es sei zudem ein Irrglaube, mit Strukturveränderungen oder Zusammenlegungen im Hochschulbereich etwas sparen zu wollen.
Kaschuba forderte eine Debatte über die generelle Ausrichtung der Hochschulbildung und nicht nur «weitere kosmetische Korrekturen».

Grünen-Hochschulexpertin Astrid Rothe-Beinlich erinnerte daran, dass mit Blick auf das Ziel der Regierung, «Bildungsland Nummer 1» zu werden, Strukturveränderungen «immer vom Ende her gedacht werden» müssten. Die Landesregierung sei in der Pflicht, einen Hochschulentwicklungsplan vorzulegen.

Die FDP sprach sich für eine breite Debatte zum Hochschulentwicklungsplanung aus. Bereits jetzt einzelne Studienangebote zu diskreditieren, sei der falsche Weg, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Franka Hitzing. Zwar sprach auch sie sich für Kooperationen aus. Aber eine «Universität Thüringen» würde die Mobilität der Studenten überstrapazieren.