Volle Hörsäle und wenig Wohnraum

An den rheinland-pfälzischen Hochschulen ist es zum Wintersemester eng geworden.

Hörsäle quillen über, in Seminarräumen fehlen Tische und Stühle, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dapd ergab. Grund für das Platzproblem ist der enorme Anstieg der Studentenzahlen zum Wintersemester aufgrund des Endes der Wehrpflicht und der doppelten Abitur-Jahrgänge in Bayern und Niedersachsen. In Trier regte sich am Donnerstag der erste Protest.

Auf dem Campus der größten Universität des Landes in Mainz drängen sich mittlerweile über 36.000 Studenten. An Dozenten und Kursangeboten mangele es weniger, sagte der Vize-AStA-Vorsitzende Daniel Krause und merkt an: Zu schaffen macht uns die Raumnot. Viele Hörsäle und Seminarräume seien überfüllt, es fehle an Stühlen und Tischen. Veranstaltungen seien in andere Institute, etwa an die Uniklinik, ausquartiert worden.

Der Hochschulleitung hatte sich bereits vor Semesterbeginn auf die Raumknappheit eingestellt. Büros seien daher ausgelagert worden, um dort Lehrveranstaltungen abhalten zu können, sagte eine Uni-Sprecherin. Viele Studenten hätten zwar längere Laufwege zwischen ihren Veranstaltungen. Aber wir haben die Seminare und Hörsäle auf dem Campus gelassen, betonte sie.

Verhaltene Proteste gegen Raumnot

Auch die Studenten der zweitgrößten Hochschule des Landes in Trier plagt das Platzproblem. Ein Sprecher des Bildungsstreikbündnisses sagte: Die Universität platzt aus allen Nähten. Studenten zwängten sich in überfüllte Lehrräume, verfolgten Vorlesungen via Internetübertragung. Der Aufruf zu einer Demonstration gegen die Raummisere verhallte am Donnerstagmittag dennoch. Die Polizei zählte gerade einmal 50 Teilnehmer.

Die Trierer Unileitung befürchtet unterdessen sogar eine weitere Verschlechterung der Lehrsituation, wenn zum Sommersemester die von der Landesregierung gestrichenen Gebühren für Langzeitstudenten wegfallen. Die Universität werde ihre Leistungen nicht mehr im bisherigen Umfang aufrechterhalten können, hieß es in einer Mitteilung.

Sanierungsbedürftige Hörsäle

Eng ist es derzeit auch in manchen Fachbereichen der Technischen Hochschule Kaiserslautern. Vorlesungen würden daher per Video in andere Räume übertragen, sagte AStA-Sprecher Daniel Raudonat. Besonders betroffen seien die Erziehungs- und die Wirtschaftswissenschaften. Raudonat: Wir brauchen dringend größere Hörsäle, selbst der Audimax als größter Saal ist zu klein. Hinzu komme, dass einige Gebäude sanierungsbedürftig seien, weil sie verfaulen und Regen hineinfließt.

Raumnot herrscht nicht nur auf dem Campus, sondern ebenso vielerorts auf dem Wohnungsmarkt. Geradezu dramatisch sei die Situation in der Landeshauptstadt, klagt AStA-Mann Krause. Auf dem freien Mietmarkt gibt es so gut wie keine bezahlbaren Wohnungen für Studenten, berichtet er. Auch in Trier gilt die Wohnraumsituation als schwierig. Die Wohnheim-Plätze in den rheinland-pfälzischen Hochschulstädten waren schon lange vor Semesterbeginn komplett vermietet.