Denkmalpfleger

Wie werde ich Denkmalpfleger?

Beruf Denkmalpfleger

Wiesbaden/Erfurt (dpa/tmn) – Arbeit für Denkmalpfleger gibt es in Deutschland genug. Ganze Altstädte, Burgen, Schlösser, Kirchen, Parkanlagen, technische Bauten und modernere Alltagsarchitektur müssen für die Nachwelt erhalten werden.

Die Aufgabe erfordert Experten, damit die Relikte aus der Vergangenheit eine Zukunft haben. Die Begeisterung für mittelalterliche Burgen und Barockschlösser hat Hagen Gundlach aus München dazu gebracht, Kunstgeschichte zu studieren. Er ist jetzt im sechsten Semester. Das Studium gilt als Voraussetzung, um als wissenschaftlicher Denkmalpfleger arbeiten zu können. «Ich hoffe, in einer der zuständigen Behörden einen Job zu bekommen», sagt er.

Denkmalschutz in Deutschland fällt in die Zuständigkeit der Bundesländer, und so gibt es entsprechend viele Denkmalschutzgesetze und Fachbehörden. Dazu kommen Abteilungen bei den Städten und Landkreisen. Auch private Einrichtungen und Stiftungen beschäftigen diese Experten – so wie in Thüringen, wo die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten für ihre Objekte per Gesetz die Funktion einer Denkmalschutzbehörde übernimmt. «500 bis 550 solcher wissenschaftlich ausgebildeten Fachleute gibt es derzeit bei den zuständigen Behörden in Deutschland», schätzt Katrin Bek von der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (VDL) in Wiesbaden.

Der Hochschulabschluss, möglichst mit Promotion, bedeutet noch lange keine Festanstellung. «Es ist auf jeden Fall ein auf zwei Jahre angesetztes wissenschaftliches Volontariat zu absolvieren, ehe eine Entscheidung fällt», erklärt Bek. «Die Vergütung in dieser Zeit ist keineswegs üppig», erklärt Hagen Gundlach. «Sie beträgt die Hälfte des Einstiegsgehalts für Akademiker beim öffentlichen Dienst – etwa 1500 Euro im Monat.» Danach kommt es darauf an, ob es bei einer mit Denkmalschutz befassten Behörde eine freie Planstelle gibt. Die Vergütung richtet sich nach dem Tarifvertrag für den höheren Dienst und liegt zwischen etwa 2800 und 4500 Euro pro Monat plus etwaiger Zuschläge.

Für ein Volontariat bei einer Denkmalschutzbehörde gibt es verbindliche Ausbildungspläne. Kunsthistoriker erfahren auch Details über die Organisation und die Aufgaben der mit dieser Thematik befassten Stellen und werden in die gesetzlichen Bestimmungen des Denkmalschutzes eingewiesen, die für die Arbeit unverzichtbar sind. Denkmalpflege hat nach wie vor einen hohen Stellenwert, wie Sibylle Putzke vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege bestätigt: «Trotz der derzeitig schwierigen wirtschaftlichen Situation gibt es keine generellen Einschnitte bei der Vergabe der Landesfördermittel dafür.»

Die Arbeit eines Denkmalschützers ist vielseitig: «Wenn er als Gebietskonservator arbeitet, muss er jeweils vor Ort sein», sagt Bek. Wer für die Inventarisierung zuständig ist, geht nach vorheriger Besichtigung der Objekte und entsprechender Recherchen ins Büro und arbeitet am Schreibtisch und Computer. Dann sind zum Beispiel Gutachten zu erstellen und Empfehlungen auszuarbeiten. Arbeit für Denkmalschützer gibt es eigentlich genug. Die Zahl der geschätzten Denkmäler in Deutschland liegt bei fast einer Million, davon erfasst sind gut 700 000. Nach der Statistik sind Bayern und Sachsen Spitzenreiter.

Denkmalschützer haben auch viel mit anderen Menschen zu tun. Beispielsweise wenn es darum geht, wie ein denkmalgeschütztes Haus renoviert werden kann. «In den Verhandlungen mit den Investoren muss oft viel Geschick eingesetzt werden, um einen Erfolg im Sinn der Erhaltung zu erzielen», erklärt Bek. Immerhin fließen bundesweit jährlich rund sechs Milliarden Euro in die Denkmalpflege. Geleistet werden die Arbeiten überwiegend von Handwerksfirmen, die sich auf Denkmalpflege spezialisiert haben. Ein Kommilitone von Gundlach sieht darin seine Zukunft. Nach dem Abitur hat er eine Tischlerlehre abgeschlossen und dann ein Kunstgeschichts-Studium begonnen. «Er will noch seinen Meister machen und dann im Denkmalschutz dort arbeiten, wo es einen Bezug zu Holz gibt», erzählt Gundlach.