Feinwerkmechaniker

Wie werde ich Feinmechaniker?

Beruf Feinmechaniker

Dresden/Essen (dpa/tmn) – Feinwerkmechaniker sind die Alleskönner der Metallbranche. Für den neuen Ausbildungsberuf wurden 2002 die Lehren zum Dreher, Werkzeugmacher, Maschinenbau- und Feinmechaniker zusammengelegt. Sie bauen Laborwaagen genau wie Präzisionswerkzeuge.

«Mit meinem Querschnittswissen komme ich fast überall im Maschinenbau zurecht», sagt Stefan Deubel aus Dresden. Der 20-Jährige hält als einer der ersten ein Zeugnis des neu geschaffenen Berufsbildes in der Hand.

Feinwerkmechaniker müssen es genau nehmen. Das Herstellen von Maschinen, Messgeräten und Systemen erfordert Arbeiten exakt auf den tausendstel Millimeter. «Wir arbeiten aber nicht wie Uhrmacher mit der Lupe vor dem Auge», stellt Deubel klar. Mitunter gelte es auch, metergroße Platten zu stemmen. Ein Faible für handwerkliche Präzisionsarbeit und den Umgang mit hoch entwickelten technischen Geräten bezeichnet das Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn (BIBB) als hilfreich.

Der Hauptschulabschluss genügt. Englischkenntnisse seien erwünscht, sagt Alfred Sieberg vom Bundesverband Metall in Essen. Hintergrund sind die Bedienungsanleitungen moderner Maschinen. Ein Hang zum Tüfteln und eine Portion Ehrgeiz schaden nicht: «Der Eigenanteil der Produktion liegt sehr hoch», sagt Stefan Deubel. Für Einzelstücke und Kleinserien liegen nicht immer Arbeitsanweisungen vor. Weil man sich mit Nachbarabteilungen absprechen muss, haben es Wortkarge schwer. Auch lärmempfindlich darf man nicht sein. Allergien gegen Schmierstoffe gelten als Ausschlusskriterium.

Maschinenbauhersteller, die optische Industrie und Elektrofirmen bilden laut Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg (BA) aus. Die Chancen auf eine Lehrstelle stehen gut: «Es gibt immer ein paar mehr Plätze als Bewerber», sagt Sieberg. Ansprechpartner sind die Handwerkskammern, weil der Beruf zum Handwerk zählt. Während der Ausbildung pendeln Azubis in der Regel zwischen Betrieb und Berufsschule. Gemeinsame Fachklassen für die Bundesländer Hamburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern existieren laut BA an der Beruflichen Schule Hamburg-Farmsen. Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz ermöglichen Ausbildungen an Berufsfachschulen.

Die Lehre dauert mit dreieinhalb Jahren länger als gewöhnlich. Angehende Feinwerkmechaniker lernen Metall von der Pike auf kennen. 70 Prozent der Themen beschäftigen sich Sieberg zufolge mit Maschinenbau, 25 Prozent mit Werkzeugbau und 5 Prozent mit Feinmechanik. Feilen, Sägen, Bohren, Fräsen sowie Qualitätsmanagement und Arbeitsorganisation gelten als Basis. Später werden der Umgang mit CNC-Maschinen, Steuerungstechnik sowie der Bau komplizierter Geräte vertieft. Die Bundesagentur nennt außerdem das Programmieren automatischer Anlagen als Aufgaben.

Die Stunde der Wahrheit schlägt zur Gesellenprüfung im vierten Lehrjahr: «Gesellen müssen ein Werkzeug herstellen können, das funktioniert», sagt Sieberg. Dafür haben sie 21 Stunden Zeit. Im schriftlichen Teil schildern Prüflinge binnen sechs Stunden Vorgehensweisen bei Bau, Montage, Wartung oder Reparatur von Maschinen inklusive Fehlersuche und bearbeiten praxisbezogene Fälle.

Der Reiz des Berufes spricht sich zunehmend herum. Bundesweit nahmen 2002 beim Start 3028 Jugendliche die Lehre auf. Im Jahr 2005 starteten mit 11 618 fast vier Mal so viele. «Mehr Mädchen lassen sich nicht herzwingen», sagt Sieberg. Ihr Anteil liegt bei zwei Prozent, die Abbrecherquote insgesamt bei vier Prozent. Der Lehrlingslohn bewegt sich in den alten Bundesländern zwischen 453 Euro und 611 Euro. Im Osten beträgt er 329 Euro bis 466 Euro. Später variiert der Lohn je nach Betrieb.

«In der theoretischen Ausbildung muss man am Stoff bleiben und lernen», lautet der Tipp von Stefan Deubel. Die Hürden lägen hoch. Er hat sie genommen. Sein Lehrbetrieb stellte ihn nach der Ausbildung ein.

Informationen: Bundesverband Metall – Vereinigung Deutscher Metallhandwerke, Ruhrallee 12, 45138 Essen; Telefon: 0201/89 61 90.