Frachtpilot

Wie werde ich Frachtpilot?

Beruf Frachtpilot

Aus der Wolkendecke taucht kurz nach Sonnenaufgang der Kilimandscharo auf. Die berühmte weiße Schneekappe strahlt herrlich in der Morgensonne.

Was für Touristen der Höhepunkt einer Urlaubsreise wäre, ist für Kapitän Markus Hufnagel das Ende eines Arbeitstages. Er ist Frachtpilot bei Lufthansa Cargo. «Noch 15 Minuten, dann runter nach Nairobi und schnell ins Bett.»

Der Arbeitstag hat für Hufnagel um Mitternacht mit einem Briefing am Frankfurter Flughafen begonnen. Dort gibt es die Informationen über die Wetteraussichten und den technischen Zustand des Flugzeugs. In der Maschine warten anschließend keine Touristen, sondern Maschinenteile, Medikamente, Impfstoffe und Chemikalien.

Flug LH 8296 ist planmäßig um 1.45 Uhr gestartet und pünktlich um 10.30 Uhr in Nairobi gelandet. «Anstrengend sind solche Nachtflüge schon», sagt der 38-jährige Flugkapitän. «Als Cargo-Pilot muss man das eben mögen und mit Zeitverschiebung, Jetlag und tagsüber im Hotel schlafen keine Probleme haben.» Frachtmaschinen fliegen meist nachts. Die Lufthansa Cargo transportiert beinahe alles in alle Welt. «Wir hatten auch schon ein Lama an Bord, 20 Tonnen lebende Küken oder einen Koi-Karpfen im Wert von 40 000 Euro», erzählt Hufnagel, der in Kaarst bei Düsseldorf lebt. Es kommt auch vor, dass er Gold oder Luxusautos transportiert.

Die Cargo fliegt keine Urlaubsziele an, sondern vorwiegend Wirtschafts- und Industriemetropolen wie Bangalore in Indien oder Sao Paolo in Brasilien. Außerdem sind die Reisen häufig lang. So kann es passieren, dass die Besatzung bei einem Umlauf eine Woche oder zwölf Tage am Stück unterwegs ist.

Bei der Ausbildung spielen solche Fragen keine Rolle. Sie ist für Passage und Cargo grundsätzlich gleich. Rund zwei Jahre dauert der Kurs zum Beispiel an der Lufthansa Verkehrsfliegerschule in Bremen. Die jährlich um die 6500 Bewerber für die Pilotenausbildung müssen in einem strengen Auswahlverfahren einen der nur 240 Ausbildungsplätze an der Schule erkämpfen. Gute Kenntnisse in Englisch, Mathematik und Physik sind Voraussetzung.

«Entscheidend ist aber auch die Persönlichkeit», sagt Detlef Carius, Leiter für die theoretische Ausbildung. Auch auf Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Merkfähigkeit und Gesundheit wird großer Wert gelegt. Die Ausbildung ist nicht gerade günstig. Knapp 60 000 Euro müssen die angehenden Piloten zu den Ausbildungskosten selbst beisteuern.

Bei der Deutschen Post Tochter DHL mit dem neuen Frachtkreuz in Leipzig sind momentan europaweit rund 300 Frachtpiloten im Einsatz. «Wir sehen trotz der momentanen Wirtschaftskrise im Frachtgeschäft mittelfristig einen Wachstumsmarkt», sagt DHL-Sprecher Uwe Bensien. Die Globalisierung werde weiter fortschreiten und die DHL weiter expandieren. «Momentan gibt es bei uns zwar keine Neueinstellungen von Frachtpiloten, aber der Beruf hat grundsätzlich Potenzial.»

Ähnlich sieht es Stefan Schmidt, Flugbetriebsleiter bei Lufthansa Cargo in Frankfurt: «Wir haben aufgrund der altersbedingten Fluktuation nach wie vor Bedarf an Co-Piloten und Kapitänen.» Wegen des sinkenden Frachtaufkommens würden allerdings gerade Maschinen stillgelegt. «Ich möchte keinen anderen Job auf der Welt haben», sagt Markus Hufnagel. «Schließlich steht mein Schreibtisch über den Wolken, und man kommt rum in der Welt.»


Veröffentlicht durch: kischuni-Redaktion
Autor: dpa