Seenotretter

Wie werde ich Seenotretter?

Beruf Seenotretter

Der Sturm peitscht das Meer zu haushohen Wellen, Boote suchen Schutz in den nächstgelegenen Häfen. Dies ist der Zeitpunkt, an dem sich die Männer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) zum Auslaufen bereit machen.

«Jeden Moment kann uns ein Hilferuf erreichen», sagt Ernst Dostal, Chef der neun Seeleute starken Besatzung des Seenotrettungskreuzers «Vormann Leiss». Das Schiff ist auf der Halbinsel Nordstrand stationiert.

«Wir beschäftigen 186 fest angestellte Seenotretter», sagt Bernd Anders von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen. Sie unterhält vor den deutschen Küsten eine Seerettungsflotte, die im vergangenen Jahr mehr als 2000 Einsatzfahrten unternahm.

«Alle Einsätze sind freiwillig, man kann den Leuten keinen Befehl geben, bei Orkan aufs offene Meer zu fahren», sagt Anders. «Aber wer sonst, wenn nicht wir, soll Menschen aus Seenot retten?» Er ist seit 17 Jahren dabei, seit fast 10 Jahren in der Funktion des Vormanns, des «Chefs». Jedes Boot hat einen solchen Verantwortlichen und einen Stellvertreter.

Ausschließlich ausgebildete Seeleute haben bei Bewerbungen eine Chance. Mindestens den Abschluss als Schiffsmechaniker müssen sie vorlegen können. «Er ist der Facharbeiter an Bord», erläutert Alexandra Pohl, beim Verband Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg zuständig für Ausbildung.

Über weitere Ausbildungsstufen könne man ein nautisches oder technisches Patent machen und es mit entsprechenden Fahrzeiten bis zum Kapitän bringen, sagt Pohl. Solche Qualifikationen werden vom Vormann erwartet. Dostal beispielsweise hat das Kapitänspatent für die Küstenfahrt und fuhr sein eigenes Fischereiboot, ehe er sich für die Rettungseinsätze entschied. Guido Förster, dessen Seenotkreuzer «Bremen» im Ostseehafen Grömitz liegt, fuhr als nautischer Schiffsoffizier und Kapitän zur See.

Die Männer auf den Seenotkreuzern und Seenotrettungsbooten mit den Buchstaben SAR (Search And Rescue) am Bug machen jeweils zwei Wochen Dienst an Bord und haben dann zwei Wochen frei. Diese Arbeitszeiten haben sowohl Dostal als auch Förster dazu bewogen, «den Job an Land» anzunehmen. «Man ist öfter zu Hause», argumentieren beide. Der Verdienst sei allerdings geringer als in der Handelsschifffahrt.

Seenotretter müssen auf dem neuesten Stand aller Sicherheits- und Rettungsmaßnahmen bleiben. Die DGzRS unterhält entsprechende Einrichtungen zur Schulung der Mitarbeiter. In der Zentrale in Bremen steht ein Simulator, an dem das richtige Verhalten in Extremsituationen trainiert werden kann. Die beste Schule aber ist nach Meinung der Männer die Praxis an Bord.

Guido Förster weist darauf hin, dass «Seetüchtigkeit» eine wichtige Voraussetzung ist – und er verhehlt nicht, dass auch erfahrenen Seeleuten übel werden kann: «Damit muss man umgehen.» Richtig hart für die Seenotretter wird es bei extremen Wetterbedingungen. So im vergangenen November, als sich in der Nordsee die Wellen bis zur Höhe von 17 Metern aufbauten – für die Männer in Rot kein Grund, im Hafen zu bleiben.

Quelle: dpa