Sozialpädagoge

Wie werde ich Sozialpädagoge?

Beruf Sozialpädagoge

Wenn Jugendliche durch auffälliges Verhalten provozieren oder Eltern mit ihren Kindern überfordert sind, können Sozialpädagogen und Sozialarbeiter helfen. Wer den Job machen will, braucht aber nicht nur Einfühlungsvermögen, sondern auch ein dickes Fell.

«Sozialpädagogen unterstützen Menschen bei einer gelungenen Lebensführung», erläutert Prof. Ulrich Bartosch von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Er ist der Vorstandsvorsitzende des bundesweiten Fachbereichstages «Soziale Arbeit». Dort arbeiten Dekane aller deutschen Hochschulen mit, an denen Sozialpädagogik und -arbeit gelehrt wird.

Während bei Sozialpädagogik die erzieherische Komponente überwiegt, charakterisiert die Sozialarbeit eher Fürsorge: Als Streetworker zum Beispiel steuern die «Experten des Miteinanders» zentrale Beratungsstellen oder treffen ihre Klientel auf den Straßen. Sie helfen Alleinerziehenden, Unterhaltsansprüche durchzusetzen, oder sie betreuen Strafgefangene, Süchtige und Arbeitslose. In der Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit, der Familienhilfe, der Kultur- und Freizeitarbeit und der Rehabilitation warten Aufgaben auf sie. Auch in Kirchen, der öffentlichen Verwaltung und politischen Vereinigungen finden Sozialarbeiter Stellen.

Sozialarbeit ist ein unbequemer Job. «Man steckt oft zwischen den Fronten», sagt der Dekan des Bereiches Sozialwesen an der Technischen Universität Dresden, Lothar Stock. Die Auseinandersetzung mit den Problemen anderer Menschen gehört zum Berufsalltag. Dafür braucht es ein dickes Fell. Sozialpädagogen müssen mit beiden Beinen im Leben stehen. Wichtig ist auch, nicht nur die eigene Sichtweise gelten zu lassen: «Andere Leute haben andere Vorstellungen vom Leben. Sie machen nicht immer, was man will», erklärt Stock. Spaß am Reden mit den Leuten, Einfühlungsvermögen und der Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit sind gute Grundlagen für den Beruf.

Eigene Probleme durch die Wahl der Studienrichtung lösen zu wollen, schlägt garantiert fehl. «Wenn man Probleme vor sich herträgt, kann man keine Hilfe geben», warnt Bartosch. Ein Berufsrisiko ist auch das «Helfersyndrom»: «Man schießt leicht über das Ziel hinaus und läuft Gefahr, sich nicht mehr von den Problemen der Klienten lösen zu können.»

Rund 70 Fakultäten an Fachhochschulen und Universitäten bundesweit bieten den Studiengang Soziale Arbeit an. Abschlüsse sind der Bachelor nach sechs oder sieben Semestern und der Master nach weiteren zwei bis vier Semestern. Angehende Sozialarbeiter lernen im Studium die Arbeit mit Jugendlichen, Senioren und Menschen anderer Kulturen kennen. Sie erwerben aber auch Kenntnisse im Führen von Non-Profit-Organisationen oder «soziale Informatik», bei der technische Anwendungen des Fachgebietes im Mittelpunkt stehen.

Wie gut die Chancen auf eine Festanstellung sind, hängt nicht zuletzt von der Konjunktur ab: «In wirtschaftlich schweren Zeiten wird bei diesen Stellen zuerst gespart, obwohl das kontraproduktiv ist», sagt Prof. Bartosch. Er wünscht sich eine Aufwertung des Berufs in der Gesellschaft – auch durch bessere Bezahlung. «Dann werden sich mehr Männer dafür entscheiden.» Derzeit sind acht von zehn Sozialarbeitern Frauen.


Veröffentlicht durch: kischuni-Redaktion
Autor: dpa