Bonn (dpa/tmn) – Zeitarbeitsfirmen helfen nicht nur, kurzfristig Lücken zu stopfen, sondern vermitteln auch Fach- und Führungskräfte für längere Zeiträume. Inzwischen bilden sie auch aus – und zwar nicht nur im Büro.
Die DIS AG beispielsweise, einer der größeren Personaldienstleister in Deutschland, hat jetzt auch mit der Ausbildung in Industrieberufen begonnen. Derzeit gibt es an 10 verschiedenen Standorten 14 Azubis, die zum Beispiel Fluggeräte- oder Zerspannungsmechaniker, Mechatroniker oder Elektroniker werden wollen.
Auch Acrobat hat in diesem Herbst begonnen: Die Zeitarbeitsfirma aus Baden-Württemberg bildet 10 Azubis in 9 Berufen aus, etwa zum Werkzeugmechaniker und Elektroniker oder zum Altenpfleger. Künftig sollen jedes Jahr zehn Azubis einen Vertrag bekommen.
Die DIS AG hat noch ambitioniertere Pläne: «Wir wollen 2008 mit 50 Auszubildenden an den Start gehen», sagt Jürgen Grau, bei der DIS AG für Aus- und Weiterbildung verantwortlich. «Den Ausbildungsvertrag schließt der Azubi mit uns. Die Vergütung ist die gleiche wie bei anderen Ausbildungsbetrieben.» Und es gilt die gleiche Ausbildungsverordnung wie für alle Azubis des jeweiligen Berufes.
Bislang ist das neue Konzept die Ausnahme. «In der Branche gibt es rund 700 Ausbildungsplätze», sagt Thomas Läpple, Sprecher des Bundesverbandes Zeitarbeit in Bonn. «In der Regel wird in den Betrieben aber nur zum Bürokaufmann ausgebildet.» Dass die Zeitarbeitsfirmen verstärkt auf Qualifikation setzen, sei zu begrüßen, sagt Günter Lambertz vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIKH) in Berlin.
Für Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche sei das die bessere Alternative zu den «vielen möglichen Warteschleifen», sagt Hermann Nehls vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Entscheidend sei, dass alle Anforderungen des Berufsbildungsgesetzes erfüllt werden.
Die Besonderheit beim neuen Konzept der Personaldienstleister: Der Ausbildungsvertrag wird zwar mit ihnen abgeschlossen, zumindest die praktische Ausbildung findet aber in einem anderen Betrieb statt. So geht es auch Merten Krause, der seit 1. September einen Ausbildungsvertrag bei der DIS AG hat.
Dort macht er eine Ausbildung zum Mechatroniker mit Schwerpunkt Erneuerbare Energien. Ausgebildet wird er in Schleswig-Holstein bei der REpower Systems AG, einem Spezialisten für Windkraftanlagen. Das Unternehmen bildet derzeit insgesamt 23 Mechatroniker aus. Merten Krause ist der einzige, der von der DIS AG kommt. Ein Azubi zweiter Klasse sei er nicht, sagt Andreas Rauschelbach, Ausbildungsleiter bei REpower. «Er wird genauso behandelt wie alle anderen.»
Ein Ausbildungsvertrag von der Zeitarbeitsfirma? Klar, da haben auch Freunde und Bekannte von Merten Krause nachgefragt, wie das gehen soll. Für Krause zählt, dass er eine Lehrstelle in einer Zukunftsbranche abbekommen hat. Aber auch die Unternehmen haben Vorteile: «Es gibt kleine Betriebe, die sich gar keinen Ausbilder leisten können», sagt Rauschelbach. Und schon die Auswahl der Bewerber kostet Zeit und Geld. Die übernehmen in solchen Fällen dann Dienstleister – genau wie die monatliche Vergütung der Azubis.