Nürnberg/Tübingen (dpa/tmn) – Biologie, Chemie und Medizin wachsen zunehmend zusammen. Biotechnik, molekulare Biomedizin, Mikrobiologie – die sogenannten Life Sciences entwickeln sich rasant und bieten Arbeitsplätze in vielen Branchen.
Fächerübergreifendes Wissen ist wichtiger denn je und ermöglicht den Fachkräften ein spannendes Arbeitsfeld. «Die Biologie als eigenständige Wissenschaft gibt es eigentlich nicht mehr», sagt die Biologin und Journalistin Andrea Gerber-Kreuzer aus Nürnberg. Universitäten bieten vermehrt fächerübergreifende Studiengänge an, die den Nachwuchs auf die wissenschaftlichen Herausforderungen vorbereiten. Denn für die Produktion neuer Personalausweise mit einem genetischen Fingerabdruck oder für die Suche nach umweltverträglichen Waschmitteln bedarf es Hightech-Biologieexperten.
Das Spektrum der Biowissenschaften hat Gerber-Kreuzer zufolge viele Facetten. Mikrobiologen beispielsweise nutzen Keime in der Lebensmittelproduktion und arbeiten mit Bakterien und Viren. Genetiker sind zum Beispiel für Vaterschaftstest und künstliche Befruchtungen verantwortlich. Andere arbeiten an einem Impfstoff gegen Krebs. «Es ist ein riesiges Berufsfeld», sagt Gerber-Kreuzer. «In der Bionik versuchen die Wissenschaftler, Baupläne aus der Natur nachzuahmen und dies beispielsweise bei der Beschichtung von Autos einzusetzen.»
Vor 10 bis 15 Jahren sind in Deutschland die ersten kleinen Biotech-Firmen entstanden, sagt Studiendekan Rolf Reuter von der Universität Tübingen. «Das war damals ein richtiger Boom». Viele Firmen hätten es geschafft, sich seitdem zu etablieren. Fachkräfte würden immer noch gesucht.
Mehrere Universitäten bieten Biologie mit Schwerpunkten wie Biochemie, Molekulare Biologie, Biomedizin, Bioingenieurwesen oder Bioinformatik an. Aber auch die klassische Berufsausbildung ist möglich. «Es gibt technische Berufe wie den Chemisch-technischen Assistenten», sagt Martin Kretschmer aus Düsseldorf, der dem Verein «Bioriver – Life Sciences im Rheinland» vorsitzt. In diesem Netzwerk arbeiten Unternehmen, Hochschulen, Städte, sowie Industrie- und Handelskammern in der Region zusammen, um Life Sciences zu fördern.
Nach Ansicht von Kretschmer ist der Markt sehr dynamisch und bietet für die vielfältigsten Interessen Jobs. «Es gibt zum Beispiel eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit Medikamenten zu arbeiten.» Hier könnten Interessierte in der Diagnostik tätig werden, um zu testen, bei wem welches Medikament am besten wirkt und warum. Jobsuchende sollten sich auf Webseiten von Bio-Netzwerken umschauen, rät Kretschmer. Hier inserierten Unternehmen ihre Stellen – vom Milchwirtschaftlichen Laboranten bis zum Wissenschaftler für industrielle Biotechnologie.
Literatur: Andrea Gerber-Kreuzer: Biotech – Biochip – Biogas: Faszinierende Berufswelt Life Sciences, Bildung und Wissen Verlag, ISBN-13: 978-3-8214-7657-5, 14,80 Euro