Hamburg (dpa/tmn) – Lügen sind nach Claudia Mayers Überzeugung besser als ihr Ruf. Einerseits sei Lügen ganz alltäglich, andererseits moralisch häufig auch gar nicht zu kritisieren, argumentiert die Psychologin und Autorin aus Hamburg.
«Lob der Lüge» ist deshalb auch der Titel ihres Buches, in dem Mayer dafür plädiert, Lügen nicht von vorneherein zu verurteilen.
Warum sind Lügen lobenswert?
Claudia Mayer: Lügen sind per se weder gut noch schlecht. Die Wahrheit um jeden Preis zu sagen, kann genauso schlimme Folgen haben wie erfundene Geschichten aufzutischen. Wichtig ist, die Balance nicht zu verlieren. Wer durch Unehrlichkeit seine Firma schädigt, weil er die Reisekostenabrechnung manipuliert, darf nicht mit Verständnis rechnen. Aber wer Interesse heuchelt, obwohl ihn das Gespräch mit dem Vorgesetzten langweilt, macht damit nichts verkehrt.
Hilft Lügen der Karriere?
Claudia Mayer: Jedenfalls muss man es können, wenn man Karriere machen will. Lügen ist eine Kommunikationstechnik. Man muss sie allerdings virtuos beherrschen und zum Beispiel wissen, wann man im richtigen Moment das falsche Lächeln aufsetzt. Aber man muss auch ein Gespür dafür haben, wann es wichtig ist, die Wahrheit zu sagen.
Kann man überhaupt völlig ehrlich sein?
Claudia Mayer: Wir alle lügen jeden Tag. Es fängt damit an, dass man die Nachbarin trifft und denkt «die dumme Kuh», aber man plaudert doch nett mit ihr. Und man geht mit Kollegen in die Kneipe und tut so, als würde man es toll finden, dabei wäre man viel lieber zu Hause. Es gibt sehr viele verschiedene Varianten zu lügen.