Frau Leutnant gesucht: Karriere bei der Bundeswehr

Berlin/Bonn (dpa/tmn) – Die Armee galt lange als Männerdomäne. Doch Frauen sind keine Ausnahme mehr. Seit gut sieben Jahren verrichtet bei den deutschen Streitkräften auch Frau Leutnant, wie die korrekte Anrede lautet, Dienst in den Kasernen oder im Auslandseinsatz.

«Bewerbungen von Frauen sind für alle Laufbahnen ausdrücklich erwünscht», heißt es bei den Informationsstellen der Bundeswehr. Dieser uneingeschränkte Zugang zu den Streitkräften gilt seit dem 1. Januar 2001. Bis zu diesem Datum gab es für weibliche Bewerber lediglich im Sanitätsdienst und bei der Militärmusik Verwendung. Inzwischen stellen Frauen etwa acht Prozent aller Berufs- und Zeitsoldaten. Von den rund 15 000 Soldatinnen stehen etwa zehn Prozent im Offiziersrang.

Mindestens ein Hauptschulabschluss ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung. «Die angehenden Soldatinnen werden dann einem dreitägigen Eignungstest unterzogen», sagt Wilfried Stolze vom Bundeswehrverband (DBWV) in Berlin. «Mehr als 50 Prozent der Bewerberinnen werden schließlich aufgenommen.» Eine Verpflichtung auf Zeit dauert mindestens vier Jahre.

Anwärterinnen für die Laufbahn eines Unteroffiziers müssen den Hauptschulabschluss plus Berufsausbildung oder den Realschussabschluss vorweisen. Von Offiziersanwärtern wird Abitur oder Fachhochschulreife beziehungsweise Realschule plus abgeschlossene Berufsausbildung verlangt. Ein Hochschuldiplom ermöglicht den Einstieg als Hauptmann.

In der Bundeswehr sind Fachleute in 400 Berufen gefragt. Entsprechend breit ist die Palette an Ausbildungsmöglichkeiten. So gibt es Werkstätten, zwölf vom Militär betriebene Fachschulen und zwei Universitäten. «Frauen können sich auf Fachdienste spezialisieren», sagt Oberstleutnant Ingo Gennat vom Geoinformationsdienst in Euskirchen bei Bonn. Als Beispiel nennt er Flugwetterberaterinnen. «Zur meteorologischen Fachausbildung müssen Soldatinnen allerdings die Offiziersausbildung durchlaufen.»

Am Anfang steht bei der Bundeswehr die militärische Grundausbildung. Sie ist für Frauen und Männer gleich. Da geht es mit 15 Kilogramm Marschgepäck auf dem Rücken und dem Sturmgewehr durchs Gelände. Disziplin steht bei den Streitkräften an erster Stelle. «Der Umgangston ist oft rauer als im Zivilen. Doch die Soldatinnen gewöhnen sich daran», sagt Stolze. «Zu 99 Prozent kommen Männer und Frauen miteinander zurecht.» Frauen arbeiten nach ihrer Ausbildung überwiegend im Logistikbereich, im Nachrichtenwesen, in Stäben und in den Fachdiensten. Nach Untersuchungen stehen nur etwa 20 Prozent von ihnen bei den Kampfunterstützungs- und Kampftruppen im Einsatz.

Für die Bezahlung der Zeitsoldaten gilt die Bundesbesoldungsordnung, die das monatliche Gehalt nach Dienstgrad, Alter und Familienstand festlegt. Die Bezüge werden versteuert, bleiben aber frei von Sozialabgaben und Krankenkassenbeiträgen. Für die ärztliche Versorgung ist die Bundeswehr zuständig. Nach Ablauf der militärischen Verpflichtung bestehen gute Chancen für Jobs im Öffentlichen Dienst. Die Vergütungsliste für einen Unteroffizier der Gruppe A 5 weist einen Grundsold von 1640 Euro aus, ein Hauptfeldwebel (A 8) kann mit 1800 Euro rechnen und ein Leutnant (A 9) mit etwa 2000 Euro.