Hochschulzeugnis schlecht: Offensiv auf Unternehmen zugehen

Freiburg (dpa/tmn) – Hochschulabsolventen mit schlechten Noten sollten offensiv auf mögliche Arbeitgeber zugehen. Das empfiehlt Michael Borchardt, Geschäftsführer des Career Centers der Universität Freiburg.

«Besonders bei Kandidaten mit einem gewissen Makel im Lebenslauf empfehlen wir, direkt und durchaus auch ohne Termin zu den Unternehmen hinzugehen», rät der Experte. Fragt der Arbeitssuchende am Empfang des Unternehmens nach einem fünfminütigen Gespräch mit dem zuständigen Abteilungsleiter, werde ihm der Wunsch oft erfüllt.

Dabei bringt ein direktes Gespräch häufig mehr als eine schriftliche Initiativbewerbung. Hier könne der Arbeitnehmer seine Persönlichkeit unter Beweis stellen und zeigen, dass er die nötigen Schlüsselkompetenzen für eine Anstellung besitzt. «Persönlichkeit und Schlüsselkompetenzen wie zum Beispiel Teamfähigkeit sind für die Einstellung eines Bewerbers oftmals wichtiger als seine Noten», erklärt der Experte. Auch wie sich jemand im Bewerbungsgespräch präsentiert, ist entscheidend.

Noten sind hier eher zweitrangig. Wesentlich bedeutender sei es, sich praktische Erfahrung anzueignen. Qualitativ hochwertige Praktika und ein gutes Arbeitszeugnis sind daher wichtig. Kommt das Gespräch auf die schlechten Noten, könne der Bewerber auf seine praktischen Kenntnisse verweisen. Von sich aus sollte der Arbeitnehmer die Noten jedoch nicht ansprechen. «Versucht ein Bewerber, seine Schwächen zu erklären, gibt er dem Ganzen noch mehr Aufmerksamkeit», warnt der Geschäftsführer.

Gute Möglichkeiten, um Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen, sind Messen, Kongresse oder auch Vorträge, besonders wenn sie von den Unternehmen selbst organisiert werden. «Beim gemeinsamen Kaffee in der Pause kommt der Arbeitssuchende mit den entscheidenden Personen leicht ins Gespräch», rät der Fachmann. Letztlich müsse der Bewerber einfach präsent sein und jede Möglichkeit nutzen, seine Kompetenzen und Stärken unter Beweis zu stellen.

Dabei ist es wichtig, sich vorab Gedanken darüber zu machen, welche Fähigkeiten das Arbeitsfeld oder eine konkrete Stellenausschreibung genau erfordert. «Je enger das Berufsfeld umrissen ist, desto eher ist eine Stelle an bestimmte Fachkenntnisse und auch Noten geknüpft», erklärt Borchardt.