Lieber zu viele als zu wenige: Kommas richtig setzen

Stuttgart/Berlin (dpa/tmn) – Max denkt immer an sich selbst zuletzt. Moritz hingegen denkt immer an sich, selbst zuletzt. Ein kleines Zeichen hat oft eine sehr große Wirkung.

«Kommas helfen dem Leser die grammatische Strukturierung eines Satzes zu erkennen. Texte werden durch Kommas lesbarer», erklärt Reinhard Markner von der Forschungsgruppe Deutsche Sprache in Berlin. Trotzdem sind viele Schreiber verwirrt. Und das kann im Berufsleben üble Folgen haben.

Die wichtigsten Regeln sollte deshalb jeder kennen. «Bei der Reform, der &Reform der Reform& und der &Reform der Reform der Reform&, hat man zu sehr an den kindlichen Schreiber gedacht», sagt Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes in Bonn. «Leider zu Lasten der Lesbarkeit.»

Zu den wichtigsten Kommas gehören die zwischen Aufzählungen. «Hier gibt es meistens keine Probleme», erklärt Kraus. Nur bei Appositionen in der Aufzählung müsse man vorsichtig sein: Max, Moritz, der Klassensprecher und Lotte sind vier Personen. Max, Moritz, der Klassensprecher, und Lotte hingegen sind drei Personen. Im zweiten Satz ist Moritz der Klassensprecher, im ersten Satz ist der Klassensprecher eine eigene Person.

Kommas vor Nebensätzen mit Konjunktion sind leicht zu verstehen: Ich bin traurig, weil sich mein Wunsch nicht erfüllt. Aber auch zwischen zwei Hauptsätze gehört ein Komma: Max liest Zeitung, Moritz singt. Werden diese allerdings durch ein «und» oder ein «oder» verbunden, darf das Komma gesetzt oder weggelassen werden. «Bei Sätzen wie &Er kam mit seiner Freundin und seine Frau war zu Hause& kann das Fehlen einer eindeutigen Regel verwirren, und man muss den Satz noch mal lesen», meint Reinhard Markner.

Eine weitere Kann-Regel greift bei dem erweiterten Infinitiv. Auch hier dürfen unter bestimmten Umständen Kommas gesetzt werden: Ist der erweiterte Infinitiv nicht näher bestimmt und nicht mit einem Einleitwort wie als, anstatt, außer, ohne, um verbunden, kann auf das Komma verzichtet werden: «Den Gedanken auszuwandern hatte er schon lange ins Auge gefasst.» Gerade Sätze mit erweitertem Infinitiv würden schnell sehr lang, warnt Josef Kraus. «Ich würde daher immer das Komma setzen.»

Viele Kommas ergeben sich ganz von selbst. «Wie man spricht und wo man Sprechpausen macht, werden Kommas gesetzt», erklärt Reinhard Markner. Schon in der Entstehungsgeschichte war die Kommasetzung allerdings nicht strikt geregelt. Kommas wurden prinzipiell gesetzt, wenn es Pausen im Sprachfluss gab. Geschriebene Texte sollte sich der Autor daher am besten selbst laut vorlesen.

«Wer zweifelt, soll lieber immer wieder in die Regeln rein schauen und sie natürlich auch ständig anwenden», sagt Martin Gomolzig vom Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg in Stuttgart. Auch Josef Kraus meint, dass nur Übung den Meister macht: «Es gibt verschiedene Übungshefte, und auch im Duden werden die Kommaregeln auf etwa acht Seiten mit vielen Beispielen abgehandelt.» Wer die zwei- bis dreimal durchgearbeitet hat, der mache sicher zwei Drittel weniger Kommafehler.