München/Hamburg (dpa/tmn) – Zum Jahreswechsel haben gute Vorsätze Hochkonjunktur. Auch viele Arbeitnehmer setzen sich dann neue Ziele. Doch wenn es beruflich voran gehen soll, sind Planung und langer Atem unverzichtbar.
«Ein neues Jahr ist auf jeden Fall eine neue Chance», sagt Gitte Härter aus München. «Aber man sollte sich schon klar werden, welche Ziele genau man erreichen möchte», so die Karriereberaterin und Sachbuchautorin. «Sie sollten möglichst konkret und gleichzeitig realistisch sein.»
Gute Vorsätze verpuffen nach Härters Erfahrung vor allem aus zwei Gründen: «Weil sie zu schwammig sind oder weil man sich zu viel vornimmt.» Also ist es besser, nur drei Ziele für 2008 anzupeilen als gleich zehn. Der Jahreswechsel sei aber in jedem Fall ein idealer Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen. «Und eine Bestandsaufnahme zu machen und zu gucken, was war gut, was hat man erreicht, was will man noch, kann nie schaden», ergänzt Christian Püttjer, Karriereberater aus Bredenbek bei Kiel. «Es kann helfen, über das zurückliegende Jahr einen Bericht zu schreiben und zu notieren, was habe ich gemacht, was hat gut geklappt.» Auch für das Erreichen neuer Ziele sei das oft hilfreich.
«Zum Beginn des Jahres im Beruf neu durchzustarten, ist ein häufiger Wunsch», sagt auch Svenja Hofert, Karriereberaterin aus Hamburg. Dahinter steckt die etwas naive Vorstellung, dass mit dem neuen Jahr auch im Blick auf die Karriere die Karten automatisch neu gemischt werden. Vieles könne gar nicht in Zwölf-Monats-Grenzen geplant werden, sagt Svenja Hofert. «Man muss sich auch langfristige Ziele zum Beispiel für einen Zeitraum von drei Jahren setzen.» Manche beruflichen Ziele lassen sich zudem nicht ohne Zwischenschritte erreichen.
Ein weiterer Irrtum ist der Glaube, es reiche, sich etwas ganz fest vorzunehmen. Aber berufliche Ziele zu verwirklichen, ist kein Sprint, sondern eher ein Langstreckenlauf. Ohne Kondition geht da wenig: «Viele geben einfach zu schnell wieder auf.» Das liege auch daran, dass die Ziele oft nicht realistisch sind. «Man sollte sich das kritisch fragen», rät Hofert. «Vom Sachbearbeiter in wenigen Monaten zum Vertriebs-Chef – das kann nicht klappen.» Da kommt wieder ins Spiel, sich logische Zwischenschritte überlegen zu müssen.
Eine gute Möglichkeit könne sein, statt die Traumposition beim Marktführer anzupeilen, nach attraktiven Alternativen im eigenen Unternehmen zu gucken. Auch das kann fürs neue Jahr ein sinnvolles Ziel sein. Und wer sich in der eigenen Firma verbessert hat, erhöht damit die Chancen für den Absprung auf den Traumjob.
Möglicherweise ergibt die Bilanz zum Jahresende auch etwas ganz anderes: «Vielleicht stellt man fest, dass man mit seiner Stelle ganz zufrieden ist und gar nicht aufsteigen will», sagt Christian Püttjer. Schließlich sollte sich niemand unter Druck setzen nach dem Motto «Im neuen Jahr muss ich neue Ziele erreichen». Und so kann das Fazit auch lauten: «Ich bleibe da, wo ich bin.»
Literatur: Gitte Härter: Mehr Disziplin, bitte!, Gräfe & Unzer, ISBN: 978-3-83380-788-6, 12,90 Euro; Sabine Breitbart: Strategische Karriereplanung, Cornelsen, ISBN: 978-3-58923-515-5, 14,95 Euro.