Berlin (dpa/tmn) – Kenntnisse in alten Sprachen spielen für die meisten Arbeitgeber keine entscheidende Rolle. Zwar sind Latein und Altgriechisch an den Schulen wieder im Kommen, und Latein liegt nach Englisch und Französisch auf Platz drei im Fremdsprachenunterricht.
Doch Vorteile bei der Bewerberauswahl in Firmen ergeben sich dadurch allenfalls indirekt: «Es gibt keine Stellenanzeigen, in denen alte Sprachen explizit verlangt werden», sagte Alexander Böhne, Referent für betriebliche Personalpolitik bei der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin. Die Bedeutung moderner Fremdsprachen für den Arbeitsmarkt dagegen nehme sogar noch zu.
Das gelte angesichts der Globalisierung gerade für Sprachen, die bislang an deutschen Schulen kaum eine Rolle spielen wie zum Beispiel Chinesisch. Immer mehr große und mittlere Unternehmen seien auf dem chinesischen Markt aktiv, sagte Böhne. Chinesischkenntnisse verbesserten da die Chancen der Bewerber natürlich deutlich, im neuen «Land der unbegrenzten Möglichkeiten» Karriere zu machen. Aber auch osteuropäische Sprachen hätten an Bedeutung gewonnen, sagte Böhne.
Bei qualifizierten Fachkräften, vor allem Hochschulabsolventen, seien Englischkenntnisse sowieso längst eine Standardvoraussetzung. «Das ist so gut wie selbstverständlich. Darüber wird gar nicht mehr gesprochen», so Böhne. Bei international tätigen Unternehmen ist die Kommunikation auf Englisch das Alltagsgeschäft. Sprachkenntnisse liegen bei den Schlüsselqualifikationen daher inzwischen weit vorne.
Mit hervorragenden Cicero-Kenntnissen lässt sich dagegen auf dem Jobmarkt kaum punkten. Die Zahl der Lateinschüler in Deutschland lag im Schuljahr 2002/03 noch bei 654 000, bis 2005/06 war sie bereits auf 771 000 gestiegen. Vom Großen Latinum oder gar dem Graecum könnten Bewerber aber allenfalls dann profitieren, wenn mehrere gleich qualifizierte Konkurrenten im Rennen sind, die alle Englisch und Französisch zu bieten haben. «Dann gucken Personaler darauf, was können die noch», sagte Böhne. «Und wer dann ein Großes Latinum hat, kann sich genau damit von den anderen abheben.»
Einen Stich können Altsprachler dagegen in solchen Nischen machen, in denen gerade Quereinsteiger gefragt sind – zunehmend etwa bei Unternehmensberatungen. Dort ergeben sich nicht nur für Geisteswissenschaftler im Allgemeinen Perspektiven, sondern unter Umständen gerade für solche Bewerber, die mit Cäsars «Gallischem Krieg» vertrauter sind als mit der regelmäßigen Lektüre von «Le Monde».