Pflegejobs gibt es bald in rauen Mengen

Freiburg/Göttingen (dpa/tmn) – Sie trösten Kinder, wenn sie Schmerzen haben. Sie helfen Älteren bei der Medikamenteneinnahme oder organisieren den Tagesablauf eines Querschnittsgelähmten: In vielen Situationen brauchen Menschen Hilfe und Pflege. Der Pflegesektor boomt.

Dennoch hat die Branche ein Riesenproblem: Fachkräfte fehlen fast überall und werden in Zukunft noch begehrter werden. «Im Moment steuern wir auf eine Altersgesellschaft zu», sagt Franz Lorenz, Generalsekretär der Caritas-Gemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe aus Freiburg im Breisgau. «Die Zahl der über 65-Jährigen wird stark ansteigen.» Im Jahr 2030 wird einer Prognose zufolge jeder dritte Deutsche die 65 überschritten haben. «Und der Anteil der Pflegebedürftigen wird ansteigen.»

Der Bevölkerungsrückgang macht auch das Nachwuchsproblem für die Pflegebranche noch größer: «Es rückt immer weniger Pflegepersonal nach», erklärt Johanna Knüppel. Nach Ansicht der Referentin vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) in Berlin verursachen die Veränderungen in den familiären Strukturen – mehr Single-Haushalte, weniger Großfamilien -, dass die Pflege Angehöriger in den eigenen vier Wänden weiter zurückgeht.

Diese Entwicklung heißt den Experten zufolge für ausgebildete Pflegekräfte nur eines: Man hat im Pflegeberuf fast eine Jobgarantie. Derzeit sind laut Statischem Bundesamt etwa 1,2 Millionen Menschen in Deutschland im Pflegebereich beschäftigt, sagt Barbara Ahlrichs von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen (ADS) aus Göttingen. Der Bedarf an weiterem gut ausgebildeten Pflegepersonal sei enorm.

Grundsätzlich arbeiten Menschen in dieser Branche in der Kinderkranken-, Erwachsenen- und Altenpflege. Der Arbeitsmarkt unterscheidet zwischen Helferberufen, die in einjähriger Ausbildung erlernt werden können und Pflegeberufen. Hier müssen Interessierte drei Jahre in die Lehre gehen. Wer beispielsweise Kinderkrankenpfleger werden will, hat heute nach Angaben von Franz Lorenz nicht mehr nur mit der Versorgung kranker Kinder zu tun. Vielmehr rücke das Familiensystem immer weiter in den Blickpunkt – vor allem angesichts zunehmender Beratung im Alltag. Fachkräfte kümmern sich um die Pflege des Kindes und die Versorgung der Familie zu Hause.

Pflegeberufe sind bei all dem Spaß, den die Arbeit mit Menschen bringen kann, auch anstrengend, warnt ADS-Fachfrau Ahlrichs. Pflegekräfte sollten außerdem Sozialkompetenz und Durchhaltevermögen mitbringen. Wer nicht belastbar ist, sollte sich lieber einen anderen Job suchen – schließlich arbeiteten Pflegekräfte meist im Schichtdienst rund um die Uhr. Johanna Knüppel rät, sich zunächst mit einem Praktikum einen Überblick über das Anforderungsprofil zu verschaffen. «Es ist kein einfacher Beruf, er belastet psychisch und körperlich.» Einen Realschulabschluss sollten Schulabgänger möglichst mitbringen. Schulabgänger mit Hochschulreife können auch Pflegemanagement und -pädagogik oder Pflegewissenschaft studieren.

Informationen: DBfK-Bundesverband, Salzufer 6, 10587 Berlin, E-Mail: [email protected].