PISA-Bericht: Kaum Veränderung beim Lesen und Mathematik

Berlin (dpa) – Nach dem deutlichen Leistungszuwachs in Naturwissenschaften verharren die deutschen Schüler in den beiden anderen PISA-Disziplinen Leseverständnis und Mathematik weiter im Mittelfeld.

Dies berichtet die «Stuttgarter Zeitung» unter Berufung auf den ihr vorliegenden Bericht des deutschen PISA- Koordinators Manfred Prenzel. Dennoch fällt der Forscher insgesamt ein außerordentliches positives Urteil über die Entwicklung an deutschen Schulen. Sie seien in den vergangen sechs Jahren stetig besser geworden.

Der weltweit größte Schulleistungsvergleich PISA testet die Fähigkeiten 15-jähriger Schüler. Vor zwei Tagen waren bereits die PISA-Ergebnisse 2006 in den Naturwissenschaften vorzeitig bekanntgeworden.

Wie die Zeitung nun schreibt, verdrängt Korea im Lesen mit 565 Punkten Finnland von Platz eins, das 547 Punkte erzielte. Es folgt Kanada mit 527 Punkten. Deutschland kommt auf 495 Punkte und bleibt damit weiter unter dem PISA-Mittel von 500 Punkten. Der Abstand Deutschlands zur Spitzengruppe hat sich zudem weiter vergrößert und entspricht nach PISA-Lesart einem Lernrückstand von ein bis zwei Schuljahren. 2003 erreichten die 15-Jährigen 491 Punkte. Das Leseverständnis gilt als die zentrale Schlüsselkompetenz für das weitere Lernen und für den Beruf.

In Mathematik führen Finnland (548), Korea (547) und die Niederlande (531) dem Bericht zufolge die PISA-Rangliste an. Deutschland erreicht 504 Punkte wie schon 2003 – und liegt damit weiter knapp über dem Mittelwert (2003: 503). Die deutschen Punktzuwächse in Lesen und Mathematik gelten statistisch als unbedeutsam.

Der deutsche PISA-Bericht weist nach Angaben der Zeitung nicht die Ergebnisse aller 57 Staaten aus. Unter den 30 OECD-Industriestaaten belege Deutschland danach sowohl in Lesen und Mathematik Platz 14. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris ist Ausrichter des PISA-Tests. Der weltweite Bericht soll offiziell am 4. Dezember vorgelegt werden.

Prenzel bescheinigt nach Angaben der Zeitung in seinem deutschen Bericht den Schulen «nachweisbare Verbesserungen» im Bemühen um mehr soziale Gerechtigkeit im Klassenzimmer. Zwar sei der Zusammenhang zwischen Schulerfolg und Elternhaus in Deutschland nach wie vor zu stark, betont Prenzel. Von Chancengleichheit könne weiterhin keine Rede sein. «Aber die Befunde zeigen eine Lockerung des Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und Kompetenz.» Die Hürden für die Söhne oder Töchter von Facharbeitern zum Gymnasium seien niedriger geworden.

Nach der am 28. November vorgelegten IGLU-Grundschulstudie 2006 sind dagegen die Bildungschancen für Kinder aus einfachen Verhältnissen in Deutschland noch schlechter geworden. Danach haben sich ihre Chancen beim Übergang von der Grundschule ins Gymnasium eher verschlechtert. In den drei deutschen PISA-Berichten wurden teilweise die sozialwissenschaftlichen Messverfahren gewechselt.